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Blütezeit.
italienischer Formauffassung. Eine kleine Anbetung der Kö'nige von
Martin Schafner im Germanischen Museum (Nr. 190) muss um 1515
oder 1516 angesetzt werden, die Architektur zeigt schon Renaissance-
formen. Ausserdem enthält dieselbe Sammlung von ihm die Apostel
Philippus und Jakobus minor in ganzer Figur (Nr. 191 und 192).
Überfranken. Ein vermutlich Simon von Aschafe-nburg zuzu-
weisendes, 1520 für den Bischof von Eichstädt, Gabriel von Eib, ge-
maltes Bild mit dem heiligen Willibald, der heiligen Wallburga
und dem Stifter besitzt die Bamberg-er Galerie (Nr. 57). Aus
dem Jahre 1516 stammt die von Baldimg gemalte Sündiint in der
Galerie von Bamberg (Nr. 55). Die Flut ist voll von Trümmern
und nackten oder dürftig gekleideten Menschen. Die Seelenmalerei
ist hier ebenso gross wie die Kühnheit und Sicherheit der Zeich-
nung. Das Wasser im Vordergrunde ist schmutzig gelbbraun,
weiter nach rückwärts mit dem Grau der Regeniiut verfliessend, der
Himmel erscheint pechschwarz bis auf eine kleine Wolkenlichtung.
Oberbayern. Von Grünewald befindet sich eine Beweinung
Christi im Nationalmuseum zu München (II. Renaissancesaal), etwas
gemässigter in der Charakteristik als die in der Stiftskirche zu
Aschaffenburg befindliche. In einer Kreuzigung von 1503 in der
Schleissheimer Galerie (Nr. 184) ist wohl ein frühes YVerk
Grünewalds zu erkennen. Auf der einen Seite die Schächer am
Kreuze, dann Maria und Johannes neben dem Kreuze Christi; eine
schwarze Wolke umhüllt das Kreuz. Die Charakteristik ist zahmer
als später. Ein anderes Werk giebt über den Abschluss der Ent-
wickelung Grünewalds Auskunft. Es ist das Mittelstück eines
Altarwerks, das für Albrecht von Brandenburg zwischen 1520 bis
1525 gemalt wurde und in die St. Moritzkirche nach Halle a. S.
kam. Das Bild befindet sich jetzt in der Pinakothek in München
(Nr. 281). Es stellt eine Unterredung des heiligen Mauritius mit
dem heiligen Erasmus dar. In diesem Werke zeigt sich die
höchste Reife-des Künstlers, der kühne Naturalismus ist hier bis
zum Monumentalen gesteigert; daneben ist es in Bezug auf die
Beherrschung der malerischen Mittel das grösste Meisterwerk,
welches die deutsche Kunst dieser Periode geschaffen. Wie ein
mächtiger Akkord wirkt die Farbe, deren festliche Kraft durch
Gold und Rot von dunkelgrünem Grunde aus bestimmt ist.
Von einem jüngeren Nachfolger Grünewalds rühren zwei Tafeln
her, die früher in der Frauenkirche in München, jetzt aber im
oberen Korridor des dortigen bischöflichen Ordinariats hängen:
die Bekehrung des Paulus und Martinus mit dem Bettler; die
erstere zeigt Kühnheit der Bewegung und kräftige Lichtwirkung;
die Reiterfigur des Martinas kann kaum vor 1540 entstanden sein;
es macht sich auch italienischer Einfluss bemerkbar. Dem Simon