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Schwerpunkt bei Grunewald mehr als in der Form, in den ver-
wendeten malerischen Mitteln. Früher als Correggio machte
Grunewald Licht und Farbe zu wesentlichen Voraussetzungen der
Gruppierung seiner Gestalten, allerdings im Sinne eines schroffen
Naturalismus. Dagegen ist Grünewalds Behandlung des Helldunkels
wieder ganz im Sinne Correggios, indem er nicht mehr allein das
einzelne möglichst vollständig modellierte, sondern den Eindruck
eines geschlossenen Ganzen erstrebte. Das Malerische tritt beson-
ders glänzend in der Verherrlichung Mariens als Gottesgebärerin
hervor. Aus dunklem Blau drängt die Engelschar herein, dann
folgen die Cherubim im Feuerkranz; die knieende Maria ist von
einer gelben Aureole umgeben, die in einen roten Kranz übergeht.
Auf der zweiten Hälfte des Bildes, Welches Maria mit dem neu-
geborenen Kinde darstellt, liegt der geheimnisvolle Zauber einer
Mondnacht. Schwarze Wolken verdecken den Himmel nur zum
Teil; in hellerem Lichte, welches von der Erscheinung Gottvaters
in der Höhe ausgeht, sitzt Maria. Die Werke, welche sich als
Eigentum des Meisters des Isenheimer Altars feststellen lassen,
sind nicht zahlreich.
Bayern. Unterfranken. Eine Beweinung Christi in der
Stiftskirche von Aschaffenburg dürfte als Predella eines Altar-
werks gedient haben; das Werk könnte 1570-1575 entstanden
sein und giebt eine Schilderung in rücksichtsloser Naturtreue.
Als Werkstattarbeiten aus der letzten Zeit Grünewalds dürfen
wohl die aus einem grösseren Altarwerke ausgesägten Stücke in
der Schneekapelle der Stiftskirche zu Aschalfenburg gelten: der
heilige Martin, Almosen spendend, und der heilige Georg. Es war
noch ein Künstler neben Grunewald thätig, der "Pseudo-Grünewald".
Doch da ein Meister Simon von Aschaffenburg als Hofmaler des
Kardinals Albrecht nachgewiesen ist, und die wichtigsten der in
Frage kommenden Werke im Auftrage desselben entstanden sind,
so darf man wohl die Identität des Pseudo-Grünewald mit Simon
von Aschajfenburg vermuten. Er starb zwischen 1543 und 1546.
Vermutlich stammen von ihm der heilige Valentin in der Stifts-
kirehe zu Aschaffenburg und sechs Flügelbilder kleineren
Formats im Schloss zu Aschaffenburg: die Heiligen Martinas und
Mauritius, Erasmus und Stephanus, Ursula und Magdalena (Nr. 295,
296, 286, 287, 262, 266). Ebenda befindet sich eine kleine Dar-
stellung der heiligen Sippe (Nr. 289). Auf einen dem vorigen
verwandten Maler, der aber stärker von Cranach beeinflusst ist,
weisen zwei liturgische Bilder hin, als Messe des Papstes Gregor
bezeichnet, im Schloss zu Aschaffenburg (Nr. 263 und 267), auf
welchen beiden auch der Stifter selbst erscheint. Auf dem Altare
steht beide Male der Sohmerzensmann; aus der Wolke tauchen