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Romanische
Frühzeit.
verrät die Anlehnung an ein byzantinisches Vorbild. In den
biblischen Szenen wird das Leben Christi erzählt, dann folgen die
Darstellungen der Parabeln und endlich Allegorien der Kardinal-
tugenden, der Elemente u. s. w. in Medaillonform. Der Stil ist
karolingisch, doch zeigt sich das Pfianzenornament stark ent-
wickelt, auch realistisch aufgefasste Tier-formen kommen vor, und
zweimal wird die menschliche Gestalt selbst für die Buchstaben-
bildung verwendet. Vor jedem Bildercyklus stehen je zwei Seiten
mit Nachahmungen orientalischer Stoffmuster. Die Miniaturen
der Vita Willibrordi in der herzoglichen Bibliothek zu Gotha
Nr. 164, vom Echternacher Abt Tkeofried herrührend, stammen
aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zeichnen sich
durch ungewöhnliche Feinheit aus. Ein Evangeliar in der Bibliothek
zu Wolfenbüttel (Schönemann 22) aus dem Anfang des 11. Jahr-
hunderts, einem sächsischen Kloster entstammend, enthält Feder-
zeichnungen. Ein Psalterium in Kassel (Bibl. Ms. thecl. 4"
Nr. 15), 1020 von einem Kastellan König Heinrichs 11., Namens
Markus, geschrieben, enthält schöne Initialen, in denen Tier-
motive meist in Verbindung mit Ranken und Dornblatt auftreten.
Die Federzeichnungen eines Evangeliars in Kassel (Bib. th. F01. 60)
von 1015, aus Abdinghof bei Paderborn stammend, enthalten
einzelne originelle Züge. Die Körperverhältnisse sind unrichtig
wiedergegeben, indes macht sich ein Zug leidenschaftlicher Erregt-
heit bemerkbar. Im" Münsterschatz zu Essen befindet sich ein
Evangeliar aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts mit ein-
fachen Kanonestafeln, vor jedem Evangelium drei Zierblätter, auf
dem ersten das Bild mit den Evangelisten. Der Elfenbeindeckel
bezeichnet die Handschrift als Evangeliar der Theophanu. In
einer Handschrift des 10. Jahrhunderts, welche Rhabani „de In-
stitutione Clericorum" enthält, jetzt in der Landesbibliothek in
Düsseldorf (B. 113), aus Koblenz stammend, wird die Heilung
des Aussätzigen und wahrscheinlich die des Mannes mit der ver-
dorrten Hand in kühner Federzeichnung und selbständiger Auf-
fassung dargestellt. Ebendort befindet sich ein Missale de
10. Jahrhunderts, aus Essen stammend (Cod. D. 2), mit den Dar-
stellungen des heil. Gelasius und des heil. Gregorius in Feder-
zeichnung, der letztere mit Kreuzigungsgruppe. Ein Missale eben-
dort (Cod. D. 3), vor 965 entstanden, aus Essen stammend, zeigt
auf dem Widmungsbilde links Kleriker, rechts zwei bartlose
Könige mit Palmen. Ein Initial zeigt Christus am Kreuz. In der
ehemaligen Stiftskirche zu Gerresheim bei Düsseldorf wird ein
Evangeliar des 10. Jahrhunderts mit Evangelistenbildern, Initialen
und Zierblättern aufbewahrt. Ein Lektionar in der Dombibliothek
zu K öln (Nr. 143), im Auftrage des Erzbischofs Euergerius (985-999)