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Blütezeit.
Von freier Auffassung zeugt dagegen das grosse Selbstbildnis
Dürers in der Pinakothek, welches vielleicht 1500 entworfen, aber
wohl erst später ausgeführt wurde (Nr. 239). Der Kopf des Meisters
ist dem Beschauer in der Vorderansicht zngewendet, Bart- und
Haupthaar sind voll, letzteres fällt auf die Schultern herab; die
Kleidung besteht aus einem Pelzrock. Für eine lebensgrosse
Lucretia, die sich den Dolch in die Brust stösst (Pinakothek Nr. 244),
hatte Dürer schon 1508 vorbereitende Studien gemacht, sie aber
erst 1518 vollendet. Es ist nicht mehr als ein sorgfältig durch-
geführter Akt. Von Bildnissen dieser Periode ist das bedeutendste
das Wohlgemuths von 1516 (Pinakothek Nr. 243). Der sogenannte
Jabachsche Altar, von dem sich die Gemälde der inneren Flügel-
seiten in der Münchener Pinakothek befinden (Nr. 245 und 246)
mit den Heiligenpaaren Joachim und Joseph, Simeon und Lazarus
und der Jahreszahl 1523 tragen nur ganz im allgemeinen das Ge-
präge der Dürerschen Schule. Auch die Kopie der Marter der
Zehntausend, deren Original sich in Wien befindet (Pinakothek
Nr. 253), wirlivvvenig erfreulich; das Bildnis Jakob Fuggers von
Augsburg (Pinakothek Nr. 249) ist nur in Leimfarben ausgeführt
und hat viel gelitten, insbesondere sind der grüne Hintergrund
und die Kleidung übermalt. Das reifste Werk Dürers sind die
vier Apostel (Pinakothek Nr. 247 und 248), welche er 1526 dem
Rate seiner Vaterstadt verehrte. Johannes und Petrus, Paulus
und Markus geben zugleich die vierUrtypen menschlicherCharaktere.
Welcher Gegensatz zwischen dem schlanken, mildblickenden Jo-
hannes und der wuchtigen, feurige Thatkraft sprühenden Gestalt
des Paulus, und wieder zwischen dem mürrischen Kopfe des Petrus
und dem leidenschaftlich erregten Kopfe des Markus. Die Gewand-
behandlung ist von grossartiger Einfachheit, die Farbe von feier-
licher Wirkung. Von Hans Schäufelein. bewahrt die Münchener
Pinakothek die Gemälde: Gebet am Ölberg, Dornenkrönung und
Christuskopf (Nr. 264 und 265) von ziemlich handwerksmässiger
Ausführung. Namentlich aber können die vier grossen Tafeln aus
dem Leben Christi und der Maria (Nr. 260-263) wohl nur als
Gesellenarbeit gelten; dieselben gehörten zu einem Altarwerk im
Kartäuserkloster St. Peter in Christgarten. Eine Tafel desselben
Altarwerks befindet sich in der Galerie zu Schleissheim (Nr. 157).
Sebastian Deig, bis gegen 1575 in Nördlingen thiitig, schloss
sich an Schäufelein an und kommt ihm in seinen besten Bildern
nahe, namentlich in den beiden aus der Legende des heiligen Ulrich
(Schleissheimer Galerie Nr. 160 und 161), verfällt aber in seiner
Spätzeit in unglaubliche Roheit. Zu den besseren Bildern
des Hans von Kulmbach gehören die Schmalbilder des heiligen
Joseph und des heiligen Zacharias in München (Pinakothek