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Blütezeit.
aber immer noch wie dieser innig mit eigener deutscher Art ver-
bunden. Das eigentlich Neue dieser Zeit war doch wieder weniger
der Einfluss des Fremden, als der engere Anschluss an die Natur
im deutsch-nationalen Sinne, denn das in Italien vorherrschende
Zurückgehen auf die Antike kam in Deutschland nicht in Betracht;
nur in der Ornamentik brach sich auch hier der Geist der eigent-
lich italienischen Renaissance Bahn. Einen Mittelpunkt gelehrten
und künstlerischen Lebens gab es in Deutschland jetzt so wenig
wie früher; dazu waren die Zeitumstände nicht angethan. Kaiser
Maximilian II. war durch Türkennot und Geldmangel verhindert,
einen solchen zu schaffen; und von den Fürsten des Reichs hat
nur der Kardinal und Kurfürst Albrecht von Brandenburg in
Mainz ein Mäcenat ausgeübt. Auch die grossen Gemeinwesen er-
teilten keine künstlerischen Aufträge, diese gingen nur von den
einzelnen Bürgern aus; und so kam es, dass die Monumental-
malerei ganz zurücktrat und das Andachtsbild allein, als Stiftung
einzelner Bürger, zur Beschäftigung des Künstlers übrig blieb.
Unter diesen ungünstigen äusseren Umständen ist die dennoch
damals erreichte hohe Blüte der deutschen Malerei desto merk-
würdiger.
Immerhin stand Nürnberg in dieser Zeit allen deutschen
Städten voran; und hier wurde auch 1471 der grosse Meister
Albrecht Dürer geboren. Dürers Vater, Albrecht, war 1455 aus
Ungarn in Nürnberg eingewandert und beschäftigte sich als Gold-
schmied. Sein Sohn Albrecht erlernte bei ihm die Goldschmiede-
kunst, fertigte aber schon als dreizehnjähriger Knabe sein Selbst-
bildnis in Silberstiftzeichnung, jetzt in der Albertina in Wien, und
im Alter von vierzehn Jahren die Federzeichnung der Maria mit
den lautespielenden Engeln, jetzt im Kupferstichkabinett zu B erlin.
Der junge Albrecht trat 1486 in die Werkstatt Wohlgemuths ein;
ein Reiterzug von 1489 in der Bremer Kunsthalle stammt aus
dieser Lehrzeit. Von 1490 bis 1494 war Dürer auf der Wander-
schaft; er ging über Augsburg, Innsbruck, Trient, vielleicht auch
über Venedig, nach Kolmar, wo er Schongauer nicht mehr am
Leben traf, und zog dann über Basel nach Strassburg. Dürer
hatte während seiner Wanderschaft mehrfach Städtebilder mit
ihrer landschaftlichen Umgebung skizziert und fertigte nach seiner
Rückkehr nach Nürnberg viele Federzeichnungen nach der Natur,
welche sich noch in den verschiedenen Sammlungen vorfinden.
Jetzt erfolgten auch Bilderaufträge, einer der ersten war der für
den Dresdener Altar (vergl. Obersachsen). Die Züge der einheimi-
schen Schule kamen bei Dürer am stärksten wieder im Stich und
in den Zeichnungen für den Holzschnitt zum Vorschein. Auch in
der Bildnismalerei hält sich Dürer länger an die Wohlgemuthsche