Frühromanisehe Epoche unter den sächsischen Kaisern.
(Von 918 bis 1024.)
Im wesentlichen bleiben in der frühromanischen Zeit die kar0-
lingischen Grundlagen, nur kommen neue Motive hinzu. Neu ist
auch der durch Theophanu, die Gemahlin Ottos 11., bewirkte und
noch stärker unter ihrem Sohne Otto III. hervortretende byzan-
tinische Einiiuss, welcher sich aber weniger in stilistischer Hin-
sicht, als in der Wahl der zu malenden Stoffe bemerkbar macht.
Aus dieser Epoche ist uns ein bedeutendes Werk der Wand-
malerei in der kleinen St. Georgskirche zu Oberzell auf der
Insel Reichenau im Überlingersee erhalten. Die Gemälde zeigen
die Fortdauer der antik-altchristlichen Überlieferung und sind ganz
frei von byzantinischen Einflüssen. Drei grosse Mäanderstreifen
teilen die Hochwand des Mittelschiifs in zwei horizontale Felder.
In dem unteren ist auf jeder Seite der Wand eine Reihe von vier
grossen Gemälden angeordnet. An der Südwand erscheinen: die
Auferweckung des Lazarus, die Auferweckung der Tochter des
Synagogenvorstehers und Heilung der Blutiiüssigen, Heilung des
Aussätzigen. Die Nordwand enthält: Austreibung der Teufel aus
dem Besessenen von Geraso, Heilung des Wassersüchtigen, der
Sturm auf dem Meere, Heilung des Blindgeborenen. Der Bilder-
cyklus kann in die Zeit des Bischofs Witigowo (984-990) gesetzt
werden. Die Umrisse der fast ganz zerstörten Bilder sind braun;
die Farben sind wahrscheinlich auf nicht ganz trockenen Grund
gesetzt. Die Hochwände des Mittelschiffs tragen noch andere
Malereien: in den Bogenzwickeln Medaillons mit tonsurierten
Köpfen und zwischen den Fenstern je sechs Apostelbilder. Die
Malereien des Chors sind zerstört. Das ganze Kircheninnere war
polychrom behandelt: die Schäfte der Säulen tiefrot, die Kapitelle
mit gelb in gelb gemalten Blattornamenten. Die Bilder an der
Westapsis der Kirche zeigen dieselbe Technik wie die vorigen
und dürften zu Anfang des 11. Jahrhunderts entstanden sein. Auf
dem oberen Teil der Westmauer ist unter einem Mäanderfries in
drei horizontalen Feldern das Weltgericht geschildert. In der
Mitte der beiden oberen Felder thront Christus in der Mandorla
auf dem Regenbogen sitzend, die Füsse auf der Erdkugel, rechts
von ihm Maria, links ein Engel mit dem Kreuz; vier Engel mit
Posaunen schweben in den Lüften; zur Rechten und zur Linken
jß 860118 Apostel im mittleren Felde; das untere zeigt die Toten
aus den Gräbern auferstehend. Die Mitte über dem Portal ist
mit einer Kreuzigung, Christus zwischen Maria und Johannes, aus-
gefüllt. Die Fleischteile aller dieser Gemälde sind, mit Ausnahme