130
Spätgotische Zeit.
lich, stehend, die Krone auf dem Haupte. Im Hintergründe links
eine rote Tapete, rechts durch ein Fenster die Aussicht auf eine
Felswand. Ebenfalls Strigel zugeschrieben wird das Bildnis König
Ludwigs II. von Ungarn als Kind (Nr. 1712). Der Hintergrund
ist grünliehblau. Die kaiserliche Galerie in Wien enthält vier
Passionsszenen (Nr. 1500-1503) und ein Altarbild mit zwei Flügeln
(Nr. 1504) von einem Monogrammisten R. F. Vielleicht war dies
Rueldnd Frühauf) der zwar in Passau ansässig (er malte dort im
Rathause um 1471), aber in fortwährender Beziehung zu Salzburg
stand. Nr. 1500 giebt Christus auf dem Ölberge, im Mittelgrunde
links die schlafenden Jünger. Im Hintergrunds kommt Judas mit
den Häschern aus dem Walde hervor. Statt der Luft gemusterter
Goldgrund. Auf der Rückseite: Maria Verkündigung. Nr. 1501
stellt die Geisselung dar. Der Heiland wird von drei Knechten
mit Geisseln geschlagen, während ein vierter, im Vordergrund
knieendß, eine Rute bindet. Im Hintergründe drei zusehends
Männer. Nr. 1503 die Kreuzigung, auf der Rückseite die Himmel-
fahrt Mariä. Das Altarbild (Nr. 1504) zeigt auf dem Mittelbild
den Tod der heiligen Jungfrau. Um sie herum beünden sich die
zwölf Apostel. Auf den Flügeln: der heilige Christoph, Jakobus
der Alters, Papst Gregor, Johannes Ev. Auf der Rückseite: Maria
Empfängnis, ein Bischof und die heilige Barbara. Gemusterter
Goldgrund. Der Meister R. F. zeigt viel dramatisches Pathos,
wenn auch keine abgeklärte Komposition. Das Mittelbild des Altars
ist schwächer und härter als die Passionsszenen und wahrschein-
lich früher. Die Flügel des Altars sind offenbar von Gesellen aus-
geführt. Von Friedrich Herlm (vergl. bayrisch. Schwaben) besitzt
die kaiserliche Galerie in Wien eine Kreuzigung (Nr. 1571). In
der Mitte der Heiland am Kreuz, auf jeder Seite stehen zwei Ge-
stalten: zur Rechten Maria und die heilige Katharina, zur Linken
Johannes und der heilige Sebastian; auf gemustertem Goldgrund.
In der gräflich Gzerninschen Gemäldesammlung in Wien be-
findet sich unter Nr. 272 ein Michael Wohlgemutlt (vergl. Mittel-
franken) zugesehriebenes Gemälde mit der Anbetung der heiligen
drei Könige.
Steiermark. Graz hat ebensowenig wie Wien eine selbständige
Schule besessen. Ein künstlerisch bedeutendes Werk in der Spital-
kirche zu Aussee von 1449 weist, als eine Stiftung Kaiser
Friedrichs III., auf Wien hin. Auf der Mitteltafel des Flügel-
altars ist die Dreieinigkeit, von musizierenden Engeln umgeben,
dargestellt; die beweglichen Flügel zeigen auf den inneren Seiten.
die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Christi und die
Anbetung der Könige. Die Figuren sind gedrungen, die Engel-
und Gottvater besitzen den Typus der Eycksohen Schule, sonst