Volltext: Malerei (Bd. 3)

110 
Spätgotische Zeit. 
Geburt Chriti, dann die Krönung und den Tod der heiligen 
Jungfrau darstellend, zeigen schon Spuren der Renaissance, sind 
aber vermutlich nur Schulbilder. Unterdes kommt Holbein aus 
sich heraus zu einer breiten freien N aturauffassung. Dieselbe findet 
sich auch auf dem 1508 gemalten Votivbilde für den Bürgermeister 
Ulrich Schwarz (Sammlung Stetten in Augsburg), in den Bild- 
nissen des Stifters, dessen 3 Gattinnen, 17 Söhnen und 14 Töchtern. 
Die Bedeutung der Tafel liegt wesentlich in der leiblichen Wahr- 
haftigkeit der Bildnisse; die Darstellung Gottvaters und des 
Sohnes im oberen Teile sind wenig kirchlich und entbehren der 
idealen Charakteristik. Der Schule des älteren Holbein gehören 
noch zwei Gemälde in der Augsburger Galerie an: Nr. 11 der 
heilige Dominikus vor goldgesticktem Teppich stehend, darüber 
der tiefblaue Himmel; Nr. 12 die heilige Katharina mit demselben 
Hintergrunde wie das vorige Bild. 
Sigmund Holbeira, der Bruder des älteren Hans, scheint keine 
künstlerische Selbständigkeit gewonnen zu haben; er siedelte nach 
Bern über. Gumpold Giltlinger in Augsburg erhielt schon 1481 
bedeutende Aufträge; er tarb 1522. Beglaubigt von ihm, eine 
stark über-malte Anbetung der Könige bei Dr. Hoffmann in Augs- 
burg. Die Komposition ist durch die Fülle der Figuren verworren. 
Möglicherweise gehören auch Giltlinger die Malereien an den 
kleinen Orgeliiügeln in der Annenkirche zu Augsburg. Noch ein 
Meister malte 1502 neben Holbein dem Älteren eines der Basilika- 
bilder und zeichnete mit den Initialen L. F. Der Maler vereint 
auf dem Bilde die Basiliken von Sta. Croce in Jerusaleme und San 
Stelfano. Das Hauptbild führt den heiligen Stephan in seiner 
Thätigkeit als Diakon vor, der Bogen darüber den Verrat des 
Judas, und die Seitenbilder in vier Darstellungen die Legende von 
der Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena. Die Aus- 
führung der Bilder ist handwerksmässig. Von demselben Maler 
besitzt die Galerie in Augsburg noch einzelne Bilder: die Auf- 
findung des heiligen Kreuzes (Nr. 653), die Zurückbringung des 
heiligen Kreuzes nach Jerusalem durch den Kaiser Heraklius 
(Nr. 654), und die heilige Helena mit dem heiligen Sebastian 
(Nr. 655).  Die Galerie in Augsburg enthält noch einzelne Ge- 
mälde der Kölnischen Schule: vom Meister der heiligen Sippe 
(vergl. Niederrhein) zwei Tafeln mit Heiligen ohne Nummer; vom 
Meister von St. Severin die Himmelfahrt Mariä. in Kabinett II 
ohne Nummer, sämtlich eigenhändige Arbeiten. Dieselbe Galerie 
besitzt aus der besten Zeit Zeitbloms (vergl. Württemberg, Donau- 
kreis) die Darstellungen aus der Legende des heiligen Valentinian 
(Nr. 79-82): die Heilung eines epileptischen Knaben durch Valen- 
tinian u. s. w. Hier sind, wie immer bei Zeitblom, die Zustands-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.