Wand-
und Tafelmalerei.
Oberelsass.
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Anregung hin. Auch die kühle Färbung und die feinen grauen
Schatten im Fleisch haben mit den malerischen Grundsätzen der
Niederländer nichts zu thun. Zwei Tafeln ebendort stammen eben-
falls aus Isenheim: Nr. 159 die Verkündigung, auf der Rückseite
Maria mit Johannes am Kreuz; Nr. 158 Maria. und Joseph, von
deren Rückseite die Kreuzigung Nr. 160 abgesägt wurde. Die
Gemälde haben Goldgrund; die Gewänder sind blau und meergrün.
Die beiden Bilder der Kreuzigung erinnern einigermassen an
Schongauer. Das Museum in Kolmar besitzt noch zwei Tafeln,
die möglicherweise der Kölnischen Schule angehören: Nr. 162 die
heilige Ursula mit 13 Jungfrauen auf der Vorderseite, Goldgrund
mit Blumen bestickt; auf der Rückseite ein heiliger Hirt, mit
schönem idealen Ausdruck und reicher Gewandung; Nr. 105 eine
Kreuzigung, aus St. Martin in Kolmar stammend, mit Gcldgrund,
unten die heiligen Frauen, oben die Gestalt Gottvaters, der die
Seele des Erlösers in Gestalt eines kleinen Kindes aufnimmt. Das
Bild ist kaum vor 1450 zu setzen. Ein Antependium, ebendort
Nr. 156, zeigt männliche und weibliche Heilige auf rotem Hinter-
grunde mit Köpfen von grosser Zartheit, etwa um 1450. Ein
Gemälde im südlichen Seitenschiff der St. Theobaldskirche zu
Thann zeigt den Heiland stehend nebst Johannes Ev. und zwei
anderen Heiligen, in fast lebensgrosser vortreiflicher Ausführung
auf gemustertem Goldgrund. Es wird Schongauer oder Zeitblom
zugeschrieben. In der Turmhalle der Pfarrkirche zu Hunaweier
(Kreis Rappoltsweiler) ist ein reicher Schmuck von Wandmalereien
aufgefunden, aus der Legende der heiligen Huna und ihres Sohnes
Deodat. An der Westwand die heilige Huna mit ihrem Esel vor
einem Brunnen u. s. w., darüber in einem offenen Gebäude drei
stehende Frauen u. a.; an der Nordwand zwei Abte, welche einem
dritten die Biitra aufsetzen, darunter ein Abt mit mehreren Be-
gleitern zu Pferde u. s. w. Die Bilder sind besonders kultur-
geschichtlich wichtig und sind an das Ende des 15. Jahrhunderts
zu setzen. Die Krönung der heiligen Huna durch die heilige Drei-
faltigkeit an der Ostwand ist von anderer Hand und wohl im
Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden. Ein Gemälde auf Gold-
grund in der Kirche zu Bühl (Kreis Gebweiler) rührt von einem
Altaraufsatz des beginnenden 16. Jahrhunderts her. Das Haupt-
bild stellt den Gekreuzigten zwischen den beiden Schächern dar;
im Vordergrund Maria, rechts die Soldaten, viel Volk, zu beiden
Seiten zwei weibliche Heilige. In der Mitte die Stifterin. Die
Gestalten sind langgestreckt, die Köpfe ausdrucksvoll, die Zeichnung
klar, so dass an die Schule Schongauers gedacht werden kann.
Die Flügelbilder, ebenfalls auf Goldgrund, geben Christus am Öl-
berge, die Geisselung, die Verspottung Christi und die Kreuztragung.