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Zeit.
Spätgotische
mit Heiligen und auf der Rückseite ein Bruchstück einer Anbetung
der Könige. Es ist das Gegenstück zu einer Tafel in der Londoner
Galerie.
Grossherzogtum Baden. Am Oberrhein war der Realismus
früher als am Niederrhein heimisch geworden. Allerdings sind
nur wenige gesicherte Denkmäler der Tafelmalerei der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts vorhanden, obgleich eine Anzahl
Künstlernamen überliefert sind. Meister Lukas Moser von Weil
bei Pforzheim vollendete 1431 ein Altarwerk für die Kirche von
Tiefenbronn, das noch an Ort und Stelle ist. Es ist ein Flügelaltar,
der in einem Spitzbogen abschliesst und auf den Flügeln und im
Spitzbogen Gemälde enthält: In der Predella die klugen und
thörichten Jungfrauen mit dem himmlischen Bräutigam; auf den
Flügeln das Gastmahl beim Pharisäer, Magdalena und Lazarus zu
Schiff auf dem Meer, die erste Nachtreise nach der Landung bei
Marsilia, die Kommunion der heiligen Magdalena, endlich der
heilige Lazarus im Bischofsgewande und die heilige Magdalena
mit dem Salbengefäss. Moser hat Einflüsse aus der Schule Meister
Wilhelms von Köln erfahren, besonders zeigen das die Frauentypen,
doch sind seine männlichen Figuren an Naturgefühl den kölnischen
weit voraus, ebenso die Behandlung der Baulichkeiten und des
Landschaftlichen. Der Himmel hat allerdings noch Goldgrund.
Ein Flügelaltar in der Galerie zu Karlsruhe (Nr. 1) hat mit
Moser verwandte Züge: Christus am Kreuz auf dem Mittelbilde,
Gestalten von Heiligen auf den Flügeln. Das früheste Denkmal
niederländischen Einüusses auf einen Maler der Bodenseegegend
ist ein namenloses Werk von 1445 in der Galerie zu Donau-
eschin gen (Nr. l): Die heiligen Einsiedler Paulus und Antonius
in der Wüste, oben, aus Wolken hervorragend, der segnende Gott-
vater in einer Engelsglorie. Die beiden Einsiedler sind bis aufs
kleinste individualisiert, und die Landschaft ist bereits mit aller
Treue der Natur nachgebildet. An einen Berg, der die Fernsicht
sperrt, legen sich die ziegelgedeckten Häuser eines Städtchens an.
Der Luftton ist allerdings noch golden. Die Kirche in Tiefen-
"bronn enthält das Hauptwerk Hans Schüchlins, den dortigen
Hochaltar (vergl. Württemberg, Donaukreis). Bei geschlossenen
Flügeln erblickt man vier Szenen aus dem Leben Mariens: die
Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Christi und die An-
betung der Könige. Die Staffel zeigt das Brustbild Christi mit
den Insignien Gottvaters, Tiara und Weltkugel, und in der Mitte
die Apostel. Auch die Rückseite des Altars ist bemalt mit den
Brustbildern von Kirchenvätern, dann erscheinen an der Wand
echs überlebensgrosse Heiligengestalten von Gehilfenhänden. Auf
den Innenseiten der Flügel ist noch der Goldgrund geblieben;