98
Spätgotische Zeit.
Einhardskapelle befindet sich ein Altarschrein mit Gemälden auf
den Aussenseiten der Flügel: Christus mit den Wundmalen als
Schmerzensmann und Maria, (las Schwert im Herzen. Die Ge-
mälde sind minderwertig; daselbst in der Hubertuskapelle ein
niederländisches Gemälde aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, das
Brustbild der Maria mit dem Kinde darstellend. Liebliche Ruhe
ist über das Bild ausgegossen, die Farbengebung ist leuchtend.
Der Meister steht zwischen Hans Memling und Gerard David.
Ebendort in der Hubertuskapelle ein dreiteiliges Flügelaltarwerk.
Das Mittelbild besteht aus drei getrennten Gruppen: in der Haupt-
szene die heilige Familie auf der Flucht, Maria verehrt knieend
das am Boden gebettete, von einer Strahlenglorie umgebene Kind;
in einer Seitengruppe die Verkündigung, in der anderen Anna
selbdritt. Auf den Innenseiten der Flügelpaare entfalten sich
figurenreiche Szenen der Leiden und Freuden der heiligen Jung-
frau. Die Aussenseiten der Flügel zeigen auf gesterntem Hinter-
grund rechts den Apostel Andreas, den Erzengel Michael und
den heiligen Christophorus, links die Heiligen Barbara, Katha-
rina und Elisabeth. Unterhalb der ersteren Heiligengruppe sieht
man den Stifter Wiprieh von Langenau, zu Füssen der anderen
Gruppe knieen zwei Frauen. Das gute, wenn auch nicht aus-
gezeichnete Malwerk befand sich früher in München. Auf einem
Flügelaltar von 1489 in der Kirche zu Wachenheim erscheint
auf den Innenseiten der Flügel je eine Heilige, links die heilige
Katharina, zu deren Füssen der Stifter, rechts die heilige Elisabeth,
zu deren Füssen ein Kleriker kniet. Die Hinterseite der Flügel
zeigt eine Heilige und einen zepterhaltenden Engel, der Untersatz
das Schweisstuch von Engeln gehalten. Zu einem Kruziiixus der
Burgkirche in Friedberg, jetzt in der Sakristei der Stadtkirehe,
gehören zwei auf beiden Seiten bemalte Holztafeln, welche nach
den Konturen der Figuren ausgeschnitten sind. Die Malereien von
seelischem Ausdruck zeigen auf beiden Seiten je die Bilder der
Maria und des Johannes, jedoch von verschiedener Hand. Die
Bilder der einen Seite zeigen noch spätgotischen Charakter, die
der anderen Seite sind weitaus freier behandelt und stehen unter
dem Einflüsse der Renaissance. Die ehemalige Pramonstratenser-
jetzt Pfarrkirche in Ilbenstadt enthält zwei Figuren, reiche
Malereien in Tempera auf Holz, die Martyrien der 10000 Märtyrer
und der llO0O Jungfrauen darstellend, noch aus dem 15. Jahr-
hundert. Die iigurenreichen Szenen zeigen einen schon fortge-
schrittenen Naturalismus und zum Teil recht gute Darstellung; die
Landschaft mit Goldgrund. Ein Altarschrein aus der Pfarrkirche
in Nieder-Erlenbach von 1497 beündet sich jetzt im Museum zu
Darmstadt und ist in Temperamalerei auf Holz ausgeführt. Das