Kap-
Anfängcädcutscher Renaissance bei Malern und Bildhaudrn.
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der Stiftskirche zu Oberwesel. Die Gestalten stehen in Nischen
mit gothischem Maasswerk in den Bögen, die aber auf korinthi-
sirenden Saulchen ruhen. Den entwickelten Renaissancestil zeigt
dann in derselben Kirche ein Epitaph vom Jahre 1523; noch
freier und in elegantester Ausbildung ein Grabstein vom Jahre
1550. Aehnlich das-grosse Wandgrab des Johann von Eltz und
seiner Gemalin in der Karmeliterkirche zu Boppard vom Jahre
1548, dessen architektonische Einrahmung geistreich erfunden
und elegant durchgeführt ist. Ein prächtiges Renaissaneemonu-
ment vom Jahre 1550 besitzt dann die Kirche zu Lorch am
Rhein in dem Grabstein des Ritters Johann Hilchen des Jüngeren,
der 1548 starb. Im Dom zu Trier ist schon das Denkmal des
Erzbischofs Richard von Greifenklau (1527), mehr noch das des
Erzbischofs Johann von Metzenhausen (1.540) in Renaissance-
formen durchgeführt. Im Dom zu Mainz beginnt der neue Stil
mit dem Grabmal des Kardinals Albrecht von Brandenburg
(1s4s).1)
Der Graberluxus nimmt in dieser Zeit immer grössere Dimen-
sionen an, und besonders sind es die Fürstengeschlechter, welche
darin wetteifern. Die zwei Hauptformen des Grabdenkmals
werden mit gleicher Vorliebe gepflegt: das Wandgrab, welches
von einer reichen und kräftigen Architektur eingerahmt, die Ge-
stalten der Verstorbenen stehend verführt; und das Freigrab,
welches sie auf prachtvoll geschmücktem Sarkophage liegend
darstellt. Besonders sind es die Chöre der Kirchen, die mit
solchen'Werken gefüllt werden und als grosse Gesammtstätten
der Plastik und Dekoration dieser Zeit oft höchst bedeutend
wirken. In der Kirche zu Wertheim beginnt die Reihenfolge
mit dem Epitaph des Grafen Georg (T 1530). Es zeigt einfache
Formen der Frührenaissanee, nur Pilaster als Einrahmung, aber
mit elegantem Ornament bedeckt. Ueber den Wappen, welche
mit schönem Laubwerk das Ganze krönen, kommt die Verehrung
des klassischen Alterthums in dem Kopf des Attilius Regulus
zum Ausdruck. Das zweite Monument, dem Grafen Michael
errichtet, nach inschriftlichem Zeug-niss durch einen Jlleister
Clerisloph 1543 ausgeführt, ist JGIIGTII ersten in der Anordnung
verwandt; aber Alles erscheint hier reichlicher, derber imAusdruck.
Statt der Pilaster sieht man zwei ganz in Figuren und Laub-
Werk aufgelöste I-Ialbsäulen, auch die Wappen sind mit üppigem
Ornament eingefasst. Prachtiger entfaltet sich das Grabmal Graf
über
Auß.
diese Grabmäler
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der
Zeit
meine
Geschichte
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der