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Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
falls gewölbter Erker dem grossartigen Raum besonderen Reiz.
In ähnlicher Weise sind an den anderen Ecken des Baues die
vorspringenden Rundthürme verwendet. Der Saal, welcher gleich
den übrigen Räumen des Schlosses wüst und öde liegt, bewahrt
mancherlei Spuren einer originellen Dekoration der schon barock
umgebildeten Spätrenaissance, ohne Zweifel unter Schickhardt
ausgeführt; denn in seinem handschriftlichen Inventarium sagt
er: "Newenstein, dem Herrn Craften Grafen zu Hohenlo etc. ge-
hörig, da ich auch viel gebaut." Man kann von dem inter-
essanten Werke nicht scheiden, ohne ihm eine verständnissvolle
Wiederherstellung zu wünschen.
Ueber den auf S. 776 als Baumeister des Schlosses zu
Dresden genannten Hans von Dehn-Rotfelser ersehe ich nach-
träglich aus Val. König, geneal. Adelshistorie I, S. 211, dass er
im J. 1500 geboren, in seiner Jugend auf Reisen in fremden
Ländern mancherlei Erfahrung und Geschicklichkeit erworben,
dann von Herzog Georg zum Ober- Rüst und Forstmeister be-
stellt wurde. Unter Kurfürst Moritz erbaute er das zuerst Schloss zu
Radeberg, dann das Jagdschloss Moritzburg, das Schloss Senften-
berg, sammt seinen Festungswerken, vor allem das Residenz-
sehloss zu Dresden. Auch die Stadt selbst wurde durch ihn er-
weitert und mit Basteien versehen, weshalb sein lebensgrosses
Bild über dem von ihm erbauten Salomonsthore aufgerichtet ward.
Er starb 1561 als Oberbaumeister der Festung und des Schlosses
zu Dresden.
Zum Schluss fassen wir die wichtigsten historischen Daten
der deutschen Renaissance in kurzer Uebersicht zusammen, so-
weit es sich dabei um architektonische Denkmäler handelt.
Das früheste Werk würde der Wladislavsaal auf dem Hrad-
schin zu Prag sein, wenn die schon ziemlich ausgebildete Re-
naissance der Fenster Wirklich mit der Jahreszahl 1493 zu
reimen wäre. Bekanntlich ist dies jedoch nicht ohne gewichtige
Gründe bestritten worden. Dann folgt der Zeit nach- das Haus-
portal des FederlhoPs zu Wien vom J. 1497, ein allerdings noch
sehr schwächlicher Versuch in den Formen des neuen Stils.
Sehr naiv ist auch die Renaissance an dem von 1509 datirenden
Schloss J ohannisberg in Schlesien. Ein Werk von bedeuten-
dem Aufwand dagegen ist der Thurm der Kilianskirche zu Heil-
bronn, 1513 begonnen und in einem seltsamen Gemisch von