82
111.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner Theil.
zeugen in reichen Blumengewinden, letztere ganz im Dürefschcu
Stil. Von grosser Pracht muss endlich das Gitter gewesen sein,
welches von P. Vischer für ein Fuggersches Grabmal gearbeitet,
dann aber im Rathhaussaal zu Nürnberg aufgestellt wurde.
Die modernen Nürnberger haben jedoch vorgezogen, dasselbe im
Anfang unseres Jahrhunderts als altes Metall einschmelzen und
verkaufen zu lassen. Etwas später (1550) goss dann Pankraz
Labemvolf den zierlichen Springbrunnen im Hofe des Rath-
hauses zu Nürnberg. Aus seinem Becken steigt eine schlanke
Säule auf, deren Kapital einen Knaben mit einer Fahne trägt.
Ein glänzendes Werk lieferte sodann derselbe Künstler in der
Grabplatte des 1554 verstorbenen Grafen Werner von Zimmern
in der Kirche zu Möskirch.
Während die Erzarbeit durch den Vorgang P. Vischefs rasch
und entschieden dem neuen Stile zugeführt wird, verharrt die
Steinscnlptur und mehr noch die volksthümliche Holzschnitzerei
bis tief ins 16. Jahrhundert bei den Formen der Gothik. Die
Hauptmeister dieser Kunstzweige, Jörg 531mm von Ulm, Veit Stoss
und Adam Krafft bleiben unentwegt in den Bahnen des Mittel-
alters, wenn auch die eingelegten farbigen Holzornamente (In-
tarsien) an den berühmten Chorstühlen Syr1in's im Münster zu
Ulm auf italienische Einflüsse deuten. Nirgends können wir hier,
wie bei der Bronzeplastik, den durchgreifenden Einfluss eines
bahnbrechenden Meisters nachweisen. Auch Tilmann Riemen-
schneider von Würzburg bleibt in der Mehrzahl seiner Werke
dem gothischen Stile treu. Erst an dem grossartigen Grabdenk-
mal des Bischofs Lorenz von Bibra (T 1519) im Dom zu Würz-
burg macht er einen noch schüchternen und wenig gelungenen
Versuch mit Renaissanceformen, die aber darauf deuten, dass er
den neuen Stil nur vom Hörensagen kannte. Ein anderer
gleichzeitiger Meister, Loyen Hering aus Eichstädt, zeigt an dem
Marmordenkmal des Bischofs Georg von Limburg im Dom zu
Bamberg (T 1522) sich etwas besser vertraut mit den Formen
der Renaissance. Denselben Meister finden wir Wieder 1519 an
dem Epitaph der Margarethe von Eltz und ihres Sohnes Georg
in der Karmeliterkirche von Boppard. An den Grabmälern
dringt überhaupt der neue Stil jetzt am raschesten vor und bür-
gert sich durch seine Anmuth und glänzende Pracht überall ein.
Bemerkenswerth ist das als seltene Ausnahme in Holz geschnitzte
Denkmal des 1519 verstorbenen Grafen Heinrich von Würtem-
berg im goldnen Saale des Schlosses zu Urach. Den Üebergang
von der Gothik zur Renaissance vertritt das Epitaph der Frau
Elisabeth vom Gutenstein. und ihres Gemals vom Jahre 1520 in