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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
dorischen Pfeilern in ausgebildeter Renaissance, vom J. 1579.
Endlich in Weissenburg ein ungemein elegantes Fachiverkhaus1),
über steinernem Erdgeschoss der obere Stock aufs zierlichste
dekorirt, indem die einzelnen Fenster und der vorgekragte Erker
prachtvoll mit geschnitzten Rahmen und laubgeschmückten Cande-
labersäulen eingefasst sind. Der kleine Bau vom J. 1599 gehört
zu den elegantesten Beispielen der oberrheinischen Holzarchitektur.
Im badischen Lande ist Einiges aus Freiburg nachzutragen.
Die oben auf S. 278 erwähnte Vorhalle am südlichen Kreuz-
arm des Münsters ist, wie ich bei neuerer Besichtigung erkannt,
erheblich später, schon mit starker Anwendung von Metallornamenten
ausgeführt. Sie trägt an der Ostseite das Datum 1620. Im
Innern des südlichen und nördlichen Querschiffs zeigen die Em-
poren mit ihren cannelirten korinthischen Säulen und der eleganten
Ornamentik den Stil derselben Zeit. Die Balustrade hat gleich
der an der Vorhalle noch gothische Fischblasen. Ein ansehn-
licher Bau ist das jetzt als Post benutzte Haus in der Kaiser-
strasse, welches das Baseler Domkapitel 1588 seinem wegen der
Reformation ausgewanderten Bischof errichten liess. Die Facade
hat ein einfaches Portal mit ionischen Pilastern und barockem
Aufsatz, einen grösseren und einen kleineren Erker, sodann im
oberen Geschoss drei reiche Nischen mit den Statuen der
Madonna, Kaiser Heinrichs, und eines Bischofs St. Pantalus.
Im "Hofe links eine Wendeltreppe mit überaus zierlichem Portal,
am linken Flügelbau sodann eine Inschrifttafel mit der Widmung.
Im Flur ist ein Seiteneingang mit schönem Eisengitter ver-
schlossen.
Sodann sei noch des hübschen Brunnens im Schlosshof zu
Ettlingen gedacht, der wie unsere Abbildung Fig. 259 beweist,
die Formen der Spätrenaissance geschmackvoll verwendet zeigt.
In Oberschwaben enthält die ehemalige Karthäuserkirche zu
Buchsfheim bei Memmingen herrlich geschnitzte Chorstühle,
den aus Danzig in Fig. 11 auf S. 89 dargestellten verwandt,
aber noch meisterlicher geschnitzt, noch üppiger decorirt.
Ausserdem ist der Hochaltar eins der prachtvollsten Werke des
beginnenden Barocco, den auf S. 220 erwähnten Altären in
Ueberlingen auffallend ähnlich?) Die Entstehung der ganzen
Ausstattung dürfte um 1640 fallen.
Zu den frühesten datirten Werken unsrer Renaissance gehört
2) Dem Herrn Grafen
photogr. Aufnahmen
Notiz von Herrn Archit. Haupt in Durlach.
von Waldbott-Buchsheim bin ich für Mittheilung von
dieser Prachtwerke dankbar.