Nachtrag und Nachwort.
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der Facaden geschieht durch einfache Pilaster, die im oberen
Stock kannelirt sind und zwischen ihnen durch schlanke Cande-
labersäulen, welche über dem Scheitel der Arkadenbögen ange-
ordnet sind. Dreifach gruppirte Fenster in gothischer Protilirung,
das mittlere stets etwas höher hinaufgeführt, durchbrechen die
einzelnen Wandfelder. Es ist die am Oberrhein übliche Anordnung,
die wir auch in Mühlhausen und Basel fanden. An der Hauptfront
gegen die Strasse springt eine zierliche Altane in gothischen
Formen vor. Der Bau zeigt also durchweg noch die Vermischung
mittelalterlicher und moderner Elemente. Dem Rathhaus gegen-
über liegt der Gasthof zur Krone, ein elegant durchgeführter
Giebelbau der Spätzeit, datirt 1610. Er ist oben auf S. 182 irr-
thümlich als Privathaus aus Colmar abgebildet, und auf Seite 258
mit unrichtiger Angabe der Jahrzahl besprochen.
Ein interessantes Haus sieht man zu Schletstadt in der
Strassburgerstrasse N0. 18, laut Zeugniss der lateinischen Inschrift
am Erker 1545 durch den damaligen Stadtbaumeister Stephan
Ziegler erbaut, oder vielmehr „in meliorem faciem restitutum".
Auch hier tritt noch einiges gothische Detail auf, aber überwiegend
sind doch die Formen der Renaissance. Von der Begeisterung
für das classische Alterthum, die grade hier durch die damals
berühmte gelehrte Schule besonders kräftige Nahrung erhielt, zeugt
am Gesims des oberen Geschosses die Inschrift: ARCHITECTIS
VETERIBVS DICATVM. Die Pilaster enthielten nemlißh die
leider zerstörten Medaillonköpfe antiker Architekten und Mathe-
matiker. Der Name Archimedes ist noch lesbar. Ein späterer
Giebelbau vom J. 1615 ist das zur protestantischen Kirche ge-
hörende Haus, ebenfalls mit zweistöckigem Erker ausgezeichnet.
In Kaisersberg bemerkt man schüchterne Anfänge der Renais-
sance an einem grossen zweigiebligen Hause vom J- 1521- E111
kleineres Haus mit barockem Giebel tragt das Datum 1515 und
den Namen des Baumeisters Johann Volrhal. Ebendort manche
anziehende Fachwerkhäuser, darunter ein besonders interessantes
vom J. 1594. Neben der Kirche ein stattliches Gebäude, ehemals
wohl Rathhaus mit zwei breiten Rundbogenportalen, einem Trep-
penthurm und einem Erker, bezeichnet 1604, dabei folgender Vers;
Dem heyligen Reich ist dises Halls
Zue Lob und Ehr gemachet aus
Darin die wahr Gerechtigkeit
Gehalten Wirt zue jeder Zelt.
ln Rappoltsweiler zeigt ein Brunnen vom J. 1536 in derben
Formen den neuen Stil noch gemischt mit der Gothik. Rufach
hat unweit der Kirche einen Ziehbrunnen auf Zwei Stark verjüngten