Nachtrag
und
Nachwort.
Wenn ich hiermit meinen Bericht über die Werke der
deutschen Renaissance beschliesse, so weiss ich sehr wohl, dass
mein Buch nicht den Anspruch machen kann das Thema er-
schöpfend behandelt zu haben. Was ein Einzelner bei dem
jetzigen Stande der Forschung zu bieten vermochte, glaube ich
erreicht zu haben. Man wird finden, dass ich eine vor Aller
Augen liegende und doch bis jetzt niemals in's Auge gefasste Er-
scheinung der Kunstgeschichte an's Licht gebracht und unter
wissenschaftlichem Gesichtspunkte dargestellt habe. Anderes, das
alle Welt zu kennen glaubte, habe ich hier zum ersten Mal nach
seinem inneren Werden dargelegt. So namentlich die verschiedenen
Entwicklungsstadien unseres Holzbaues in seinen einzelnen Schu-
len. Es wird nun Aufgabe der Lokalforschung sein auf Grund-
lage der hier gebotenen wissenschaftlichen Darstellung überall
das Material weiter zu ermitteln, damit wir allmählich zu einer
Statistik der deutschen Renaissance gelangen. Einzelne Nachträge
vermag ich schon hier beizubringen.
Das auf S. 233 besprochene jetzige Regierungsgebäude in
Luzern hat seitdem in Ortwein's Renaissance durch E. Berlepsch
in der 13. Lief. des Werkes eine genauere Aufnahme und Dar-
stellung gefunden. Ich fentnehme daraus, dass der Bau für den
Schultheissen Lucas Ritter seit 1557 durch einen Meister Giovanni
Lynzo aus Pergine bei Trient begonnen und seit 1561 durch einen
andern wälschen Meister Peter weitergeführt, dann aber erst nach
abermaliger Unterbrechung später vollendet worden ist.
Ueber die Bauten im Elsfass liegen mir einige nachträgliche
Notizen von Professor Woltmann vor. Das schöne Land, welches
damals in erster Linie an dem Geistesleben der Zeit theilnahm,
bewährt diese Regsamkeit auch durch die frühe Einbürgerung
der Renaissance. In Ensisheim, das als Sitz der östereichischen
Herrschaft von Bedeutung war, ist das Rathhaus ein ansehnlicher
und malerischer Bau von 1535. Mit zwei rechtwinklig zusammen-
stossenden Flügeln schliesst es die eine Ecke des Marktplatzes
ein, in dem einspringenden Winkel mit einem stattlich angelegten
polygonen Treppenhause. Der längere der beiden Flügel ist im
Erdgeschoss als offene zweischiffige Halle auf kräftigen Pfeilern
angelegt, die sich mit einfach behandelten Spitzbögen und einem
einzelnen nach der Hauptstrasse gehenden Rundbogen öffnet.
Die Halle ist mit gothischen Netzgewölbcn überdeckt Ueber ihr
befindet sich im oberen Geschoss der grosse Saal. Die Gliederung