Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap. 11. 
Anfänge deutscher Renaissance bei Malern und. Bildhauern. 
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Bögen einfassen, sind diesem Stil entlehnt. Alles Uebrige ge- 
hört aber der Renaissance: die reich gegliederten Basen der 
schlanken Säulchen (Fig. 8), die kandelaberartigen, zwischen den 
Pfeilern aufstrebenden Stützen des Oberbaues, vor Allem die 
Welt antiker Gestalten, Sirenen, Delphine, Tritonen und wie sie 
alle heissen, besonders zur Belebung der unteren Theile sinnvoll 
verwendet. Je länger man dies geistvolle Werk bis ins Einzelne 
studirt, desto höher steigt die Bewunderung. Welche Anmuth in 
der Gliederung, welche Feinheit in der Profilirung, und dabei 
wie unerschöpflich ist die Mannigfaltigkeit der immer neu variir- 
ten Motive! Keins der zahlreichen Saulchen, der Postamente, der 
Kapitale gleicht dem andern, und doch sind die Verschieden- 
heiten so fein, dass sie die Gesammtwirkung nicht stören, son- 
dern nur bereichern. Und wo bei den meisten Schöpfungen die 
gestaltende Kraft erlahmt oder sich zufrieden giebt, da erwacht 
ßrst recht die sich nimmer genügende Phantasie des Meisters und 
belebt selbst die feinsten Gliederungen noch mit Ornamenten von 
so zartem Charakter, dass sie nur wie ein Hauch die Oberfläche 
überfiiegen, jede kleinste Stelle mit köstlichem Leben erfüllend. 
Selbst in der Frührenaissance Italiens wird man vergeblich 
nach einem Werke von solcher Vollendung bis ins Kleinste sich 
umschauen; höchstens die Fenster der F aeade an der Certosa bei 
Pavia bilden als lllarmorarbeit ein Gegenstück zu diesem Wunder- 
Werk der Erzplastik. Mit einem Wort: es ist die geistvollste 
und anmuthigste Schöpfung, welche die Frührenaissance dies- 
Seits der Alpen hervorgebracht hat. Bekanntlich soll einer der 
Söhne des Meisters, Ilermann, in Italien gewesen und von dort 
manche Visirungen und Risse mitgebracht haben. 
 Ausgeprägter, aber in sehr schlichter Art, tritt die Renaissance 
111 dem Tucherschen Grabrelief des Doms zu Regensburg v. J. 
1521 hervor. Einfach auch der Renaissancerahmen an dem herr- 
lichen Denkmal Kurfürst Friedrichs des Weisen in der Schlosskirche 
111 Wittenberg bezeichnet 1527. Nicht von grosser Bedeutung 
Sind ferner die Ornamente der Einfassung am Denkmal des 
Kardinals Albrecht von Brandenburg in der Stiftskirche zu 
Aschaffenburg bezeichnet 1525. Dagegen gehört zum Schön- 
Sfcn dieser Art der Baldachin über dem Grabe der h. Margaretha 
in derselben Kirche, ein Werk der Vischefschen Giesshütte vom 
Jahre 1536. Besonders elegant sind die flach auf dunkelgeätztem 
Grunde hervortretenden Ornamente der vier schön gegliederten 
Bfcnzepfeiler, welche die Decke tragen, die zierlichen Sirenen 
all den Kapitälen, die höchst geistreich behandelten Gravirungen 
all der ebenfalls bronzenen Decke, Engel mit den Leidenswerk- 
  Ö
	        
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