Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Ganzen sind aber auch in der 'l'rierer Diöcese, ähnlich wie im 
Kölnischen Sprengel, die kirchlichen Werke, die Grabmäler, Kan- 
zeln u. dgl., welche mehr der Plastik und dccorativen Kunst als 
der eigentlichen Architektur angehören, weitaus das Werthvollste, 
während der Profanbau, namentlich in bürgerlichen Kreisen nur 
karge Pflege erfährt. 
Anziehender und bedeutender ist der Holzbau dieser Gegen- 
den, dem wir eine zusammenfassende Betrachtung widmen müsen, 
um so mehr als derselbe sich von der niedersächsischen Gruppe 
wesentlich unterscheidet. Während dort nämlich die einzelnen 
Stockwerke so weit wie möglich übereinander vorgekragt werden 
und dadurch jenes reiche plastische Leben, jene energische Glie- 
derung erhalten, von welcher unsre Figg. 53, 235, 237, 238, 239, 
243, 249 mannigfache Anschauung gewähren, sind die rheinischen 
Holzbauten bei möglichst geringem Vorsprung der Stockwerke 
minder kräftig entwickelt, minder plastisch durchgebildet und 
suchen, was ihnen darin an Lebendigkeit abgeht, durch eine mehr 
malerische Ornamentirung der Flächen zu ersetzen. Es ist an 
Stelle jenes kraftvollen Lebens der niedersächsischen Bauten ein 
feinerer malerischer Reiz ihnen eigen. In schlichter fast kunst- 
loser Weise tritt uns dieser Stil an dem unter Fig. 51 auf S. 191 
mitgetheilten Giebelhaus zu Eppingen entgegen. Dort sind alle 
Elemente der Construction ohne dekorative Verhüllung und fast 
ohne ornamentale "Ausbildung einfach zum Ausdruck gebracht. 
Etwas zierlicher und reicher stellt sich in Fig. 52 das kleine 
Haus aus Gross-Heubach dar; doch zeigt es bereits künstlerisch 
ausgebildete Eckpfosten und hübsche Muster in den Riegeln der 
Fensterbrüstungen. In noch zierlicherer Weise ist dieselbe Art 
der Dekoration an dem unter Fig. 82 abgebildeten Haus aus 
Schwäbisch-Hall durchgeführt. Man sieht zugleich aus unsern 
Beispielen, dass diese Behandlung des Holzbaues sich nicht blos 
über den Oberrhein, sondern auch über die angrenzenden Gebiete 
Schwabens und Frankens erstreckt. 
Ueberall beruht hier die Composition auf dem Princip, die 
construktiven Elemente möglichst unverhüllt darzulegen und zum 
Ausgangspunkt für die Dekoration zu machen. Daher werden 
die Pfosten besonders kräftig betont und nicht blos durch ge- 
schnitztes Flachornament belebt, wie es unsre Fig. 255 rechts 
zeigtf) sondern namentlich die Eckpfosten werden kräftiger in 
L 
hat mir die zuvorkommende 
aus seinen treiflichen Reise- 
1) Diese und die folgenden Abbildungen 
Güte des Herrn Baurath Raschdorff in Köln 
Skizzen zur Verfügung gestellt.
	        
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