Kap
XVII.
Die nordwestlichen Binnenländer.
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von Putten gehalten, schliesst die Composition sinnreich ab. Auch
die Hausthür ist durch treffiiches Schnitzwerk in üppigen Formen
ausgezeichnet. Denselben Charakter hat im Hausiiur die Wendel-
treppe, die an jeder Stufe mit Ornamenten bedeckt und am
Aufgangspfeiler mit einer kräftigen Figur des Atlas belebt ist.
Gewiss hat Vieles von solchen Werken innerer Ausstattung
im Lauf der Zeiten seinen Untergang gefunden. Um so werth-
voller sind die wenigen erhaltenen Beispiele, denen sich vielleicht
noch andere, die mir entgangen sein mögen, anschliessen.
In der Umgegend von Köln besitzt Brauweiler in seiner
Abteikirche zwei Seitenaltäre, der eine minder interessante vom
J. 1562; der andere von 15521) ein werthvolles Werk, ungefähr
im Charakter jenes in der Krypta von S. Gereon, ebenfalls in
Tuffstein ausgeführt und ursprünglich reich bemalt. Der Aufbau
über der Mensa beginnt mit einer Predella, welche in Nischen
die Brustbilder von vier Heiligen zeigt. Darüber erheben sich
vier reich dekorirte korinthische Pilaster, Welche in der Mitte
eine grosse Nische mit der gegen 4 Fuss hohen Gestalt des
Antonius Eremita, an den Seiten je zwei kleinere Nischen über
einander mit halb so grossen Figuren weiblicher Heiligen ein-
schliessen. Ueber dem Gesims ist die Dedicationstafel als reich
eingefasster Aufsatz angebracht; die obere Krönung des Ganzen
bildet ein Kruzitixus. Alle Gliederungen sind mit eleganten Laub-
Ornamenten im zierlichen Stil der Frührenaissance bedeckt. In
den oberen Theilen spielt eine Reminiscenz gothischer mit Krabben
besetzter Bögen hinein. Die Ausführung scheint durchweg von
grosser Feinheit. Die Pilaster haben zart gezeichnetes Laubwerk,
Gold auf blauem Grunde. Die korinthischen Kapitäle Sind ganz
vergoldet; ebenso die Seitenverzierungen des Aufsatzes. Die
Figuren in den Nischen haben durchweg Bemalung und Vergol"
dung; die Nischen sind auf blauem Grund mit silbernen Orna-
menten bedeckt.
Rheinaufwärts ist zunächst in Andernach der Leyische
Hof als ein Steinbau der Spatrenaissance mit prächtigem Bamck"
portal bemerkenswerth. In Coblenz sind mehrere Erker, S0 die
an der Ecke der Kreuzstrasse, zu nennen. Wichtiger ist aber
die Jesuitenkirche, ein stattlicher Bau der Spätzeit, etwas früher
als die Kölner, von 1609-1617 aufgeführt, und Wieder in anderer
Weise Mittelalter und Antike mischend. Die drei Schiffe werden
durch dorische Säulen mit Rundbogen-Arkaden getheilt; auch die
Nach Notizen des Herrn F. Fr an tz en und einer treftlichen Aufnahme
des Herrn Architekten C. Lammes in Köln.