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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
worden war, für das neue Portal "einen Patron anzufertigen,"
nachdem man am 23. Juli 1567 beschlossen hatte das alte bau-
fällige Portal zu beseitigen und durch ein neues zu ersetzenß)
Der untere Theil sollte von Namürer Stein gemacht werden, für
das Uebrige bezog man die Steine von Notteln im Münsterlande
und von Weibern; die Treppenstufen kamen von Andernach.
Jener Meister, der dann auch die Ausführung des Baues erhielt,
wird uns als Wilhelm Vernickel aus Köln bezeichnet. Weitere
Nachrichten über diesen trefflichen Künstler scheinen zu fehlen.
Im Jahre 1573 stellt der Rath unterm 4. Mai dem Meister das
Zeugniss aus, dass er das Portal zur Zufriedenheit vollendet habe.
Ursprünglich hatte die Halle eine flache Decke, die erst 1617
durch ein Gewölbe ersetzt wurde. Dass Vernickel unter dem
Einfluss der eleganten Renaissance des benachbarten Flanderns
stand, erkennt man aus seinem Werke deutlich. Um so werth-
voller, dass er gegen mehrere niederländische Künstler siegreich
auftrat, die offenbar zu einer Concurrenz veranlasst worden waren.
Wenigstens hatte ein Heinrich van Hasselt schon 1562 einen Plan
eingereicht, der noch vorhanden ist. Im städtischen Archiv näm-
lich bewahrt man mehrere alte Pläne, welche auf den Bau
dieser Halle Bezug haben. Einige rühren von Niederländern her,
beweisen also aufs Neue, (wie schon am Lettner der Capitolskirchc),
dass man hier bei hervorragenden Werken sich noch nicht un-
bedingt auf einheimische Meister verlassen zu dürfen glaubte.
Als Zeugniss der verschiedenen damals sich kreuzenden künstle-
rischen Richtungen haben diese Blätter ein hervorragendes Interesse.
Einige Bemerkungen über dieselben sind also wohl am Platze?)
Der erste Plan, mit der Feder entworfen und in Farbe ge-
setzt, ist bezeichnet: "Lambertus Sudermann alias Suavius fecit
anno 1562." Diese Inschrift beweist beiläufig, dass Lambert Suter-
mann mit L. Suavius (bei Vasari „Lamberto Suave da Liege")
identisch ist. Der Entwurf zeigt einen etwas trocken klassischen
Bau; unten geschlossene Wandfiächen mit eingelegter Marmor-
fassung. Darüber in den Brüstungen Reliefs von weissem Nlarmor.
Die obere offene Halle auf gekuppelten dorischen Säulen, deren
Schäfte von Marmor, die Kapitale und Basen von Bronce. Als
Abschluss eine Attica mit ionischen Pilastern, die aber durch
Marmortafeln mit Emblemen und Ornamenten fast ganz verdeckt
sind. Die Bogenfüllungen haben Reliefs, darüber noch liegende
Die histor. Notizen verdanke ich Herrn Dr. Ennen. 2) Die znvor-
kommende Güte des Stadtarehivars Herrn Dr. Ennen verschaffte mlr dle
eigene Anschauung dieser Blätter.