Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

78 
1II. 
Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
A. Allgemeiner 
Theil. 
oberdeutschcn Meistern mögen als wenig-er beachtete Beispiele 
die vorzüglichen Gemälde von Barrel Beleam in der fürstlichen 
Galerie zu Donaueschingen Erwähnung finden. Namentlich 
gehört hierher der köstliche kleine Flügelaltar vom Jahre 1536,1) 
auf dessen Flügeln man Gottfried Werner Graf von Zimmern 
mit seiner Gemahlin vor einem prächtigen Renaissancebogen 
knieen sieht. Phantastische Marmorsäulen, deren geschweifter 
Schaft aus einer hohen kessclartigen Basis hervorkommt, mit 
wulstigem Hals und wunderlichem Pfianzenkapital tragen den 
Marmorbau, der reiche Vergoldung zeigt. Dahinter erhebt sich 
ein Prachtgebäude auf rothen Marmor-Säulen, mit einem Altar, 
dessen Balustrade mit Kaisermedaillons geschmückt ist. Darüber 
steig-t ein freier Kuppelbau mit vier Pfeilern empor. Die Formen 
sind also hier in verhaltnissmässig später Zeit noch sehr will! 
kürlich und unklar gehandhabt-  
Gleichzeitig mit der Malerei wendet sich auch die Plastik 
dem neuen Stile zu, und grade an einem unsrer bedeutendsten 
Meister, an Peler Vischer, lässt sich der Umschwung der An- 
schauungen deutlich nachweisen. Sein Grabdenkmal des Erz- 
bischofs Ernst im Dom zu Magdeburg vom Jahre 1495 steht 
noch Völlig auf dem Boden der Gothik, und zwar hat der Meister 
diesen Stil bis ins Einzelne und Kleinste bewundernswürdig; 
durchgeführt. Das Laubwerk an den zahlreichen Wappen, die 
Maaswerkfelder des Unterbaucs, die durchbrochenem Baldachine 
für die Statuetten der Apostel, die Ornamente des Bischofstabes 
und der Mitra, endlich der durchbrochene Baldachin mit ge- 
krümmter Spitze, der sich küber dem Haupte des Verstorbenen 
wölbt, sind wahre Wunder gothischer Ornamentik. Dieses Haupt- 
werk seiner früheren Epoche sollte Peter Vischer durch die be- 
rühmte Schöpfung seiner reiferen Jahre noch überbieten. Ich 
meine selbstverständlich das von 1508 bis 1519 ausgeführte 
Sebaldusgrab in St. Sebald zu Nürnberg. Es ist ein Werk 
der Frührenaissance, wie wir so eigenthümlich in Deutschland 
kein zweites besitzen. So vollständig wie kein anderes zeigt es 
eine Verschmelzung der Formen des neuen Stiles mit denen der 
Gothik, ja sogar der romanischen Epoche. Gothisch ist der 
Aufbau des Ganzen gedacht, gothisch sind die feingegliederten 
schlanken Pfeiler mit ihren Spitzbögen, die Strebewerke der drei 
krönenden Baldachine. Diese selbst aber entsprechen den Kuppel- 
bauten romanischer Zeit, und auch die Zackenfriese, welche die 
der 
Verzeichn. 
4a.  
Gemälde 
fürstl. 
Fürstenbergischen
	        
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