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1II.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
A. Allgemeiner
Theil.
oberdeutschcn Meistern mögen als wenig-er beachtete Beispiele
die vorzüglichen Gemälde von Barrel Beleam in der fürstlichen
Galerie zu Donaueschingen Erwähnung finden. Namentlich
gehört hierher der köstliche kleine Flügelaltar vom Jahre 1536,1)
auf dessen Flügeln man Gottfried Werner Graf von Zimmern
mit seiner Gemahlin vor einem prächtigen Renaissancebogen
knieen sieht. Phantastische Marmorsäulen, deren geschweifter
Schaft aus einer hohen kessclartigen Basis hervorkommt, mit
wulstigem Hals und wunderlichem Pfianzenkapital tragen den
Marmorbau, der reiche Vergoldung zeigt. Dahinter erhebt sich
ein Prachtgebäude auf rothen Marmor-Säulen, mit einem Altar,
dessen Balustrade mit Kaisermedaillons geschmückt ist. Darüber
steig-t ein freier Kuppelbau mit vier Pfeilern empor. Die Formen
sind also hier in verhaltnissmässig später Zeit noch sehr will!
kürlich und unklar gehandhabt-
Gleichzeitig mit der Malerei wendet sich auch die Plastik
dem neuen Stile zu, und grade an einem unsrer bedeutendsten
Meister, an Peler Vischer, lässt sich der Umschwung der An-
schauungen deutlich nachweisen. Sein Grabdenkmal des Erz-
bischofs Ernst im Dom zu Magdeburg vom Jahre 1495 steht
noch Völlig auf dem Boden der Gothik, und zwar hat der Meister
diesen Stil bis ins Einzelne und Kleinste bewundernswürdig;
durchgeführt. Das Laubwerk an den zahlreichen Wappen, die
Maaswerkfelder des Unterbaucs, die durchbrochenem Baldachine
für die Statuetten der Apostel, die Ornamente des Bischofstabes
und der Mitra, endlich der durchbrochene Baldachin mit ge-
krümmter Spitze, der sich küber dem Haupte des Verstorbenen
wölbt, sind wahre Wunder gothischer Ornamentik. Dieses Haupt-
werk seiner früheren Epoche sollte Peter Vischer durch die be-
rühmte Schöpfung seiner reiferen Jahre noch überbieten. Ich
meine selbstverständlich das von 1508 bis 1519 ausgeführte
Sebaldusgrab in St. Sebald zu Nürnberg. Es ist ein Werk
der Frührenaissance, wie wir so eigenthümlich in Deutschland
kein zweites besitzen. So vollständig wie kein anderes zeigt es
eine Verschmelzung der Formen des neuen Stiles mit denen der
Gothik, ja sogar der romanischen Epoche. Gothisch ist der
Aufbau des Ganzen gedacht, gothisch sind die feingegliederten
schlanken Pfeiler mit ihren Spitzbögen, die Strebewerke der drei
krönenden Baldachine. Diese selbst aber entsprechen den Kuppel-
bauten romanischer Zeit, und auch die Zackenfriese, welche die
der
Verzeichn.
4a.
Gemälde
fürstl.
Fürstenbergischen