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Buch.
III.
Deutschland.
Renaissance in
Nur Weniges haben wir in Osnabrück zu verzeichnen.
Ein Steinhaus am Markt N0. 18 mit hohem, auch ziemlich einfach
decorirtem Giebel gehört der mittleren Epoche an. Einige hübsch
geschnitzte Holzhäuser bewegen sich in den mehrfach erwähnten
Formen: Fächer und Rosetten an den Brüstungen, gewundene
und gerippte Rundstäbe an den Schwellen. So das elegant durch-
geführte Haus Krahnstrasse N0. 7 vom Jahre 1586. Von der-
selben Hand die Facade N0. 43 in der Dielinger Strasse. An
beiden in der Mitte Adam und Eva dargestellt.
Weit ansehnlicher kommt die Renaissance in Münster zur
Geltung. Die alterthümliche" Stadt ist nicht blos wegen ihrer
grossartigen kirchlichen Denkmäler des Mittelalters von Bedeu-
tung, sondern sie steht auch in erster Linie unter denjenigen
deutschen Städten, welche einen reich durchgebildeten Profanbau
aus den verschiedensten Epochen aufzuweisen haben. Da.s edle
gothische Rathhaus, dessen Giebelfaeade eine der schönsten Corn-
positionen des Mittelalters zeigt, wird von ganzen Reihen hoch-
ragender Privatbauten begleitet, welche wie sonst nirgendwo in
Deutschland die Hauptstrasse, besonders den Principalmarkt mit
ihren stattlichen steinernen Arkaden einfassen und denselben
einen ungemein grossartigen monumentalen Ausdruck etwa im
Charakter der Strassen von Bologna, Padua und andern italie-
nischen Städten verleihen. Die Mehrzahl dieser Häuser stammt
noch aus dem Mittelalter, die Arkaden ruhen mit schlanken
Spitzbögen auf einfach kräftigen viereckigen Pfeilern, oder auch
auf Rundsäulen, und die Giebel sind abgestuft und auf den
einzelnen Absätzen mit geschweiften gothischen Maasswerkfül-
lungen versehen. Alle diese Profanbauten geben ein deutliches
Zeugniss von der frühen Entwicklung der Stadt, welche, oft im
Gegensatz zu der bischöflichen Gewalt, sich zu selbständiger Be-
deutung erhob und durch ihre Verbindung mit der Hansa zu
hoher Blüthe gelangte. Beim Eintritt in die neue Zeit schien es
sogar einen Augenblick, als lob sie sich dem Protestantismus
zuwenden würde, und selbst der Bischof Friedrich III (1532) war,
im Gegensatz zu dem- heftigen Widerstreben des Domkapitels,
der Einführung der Reformation nicht abgeneigt. Aber durchden
Wahnwitz der Wiedertäuferei wurde die ruhige Bahn der Reform
gekreuzt, und als diese wilde Orgie 1536 blutig erstickt war,
erhob sich als natürliche Folge eine kirchliche und staatliche Re-
action. Dennoch erstarkte der trotzige Unabhängigkeitssinn der
Bürger bald zu neuer Opposition und erst dem gewaltigen Bischof
Christoph Bernhard von Galen (1661) gelang- es dauernd den
stolzen Sinn der Bürgerschaft zu brechen.