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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
hard Baldewein erbaut, hat ebenfalls am Mittelbau einen kräftig
barocken Giebel.
Den Renaissancestil zeigt auch das Eckhaus am Marktplatz
N0. 73, in den oberen Geschossen Fachwerk über steinernem
Unterbau, durch polygonen thurmartigen Erker auf steinerner
Auskragung ansgezeichnet. Ein stattlicher Bau der Spätepoche
ist das Eckhaus an der Markt- und Wettergasse, ebenfalls aus
Stein- und Holzbau gemischt und durch zwei rechteckige Erker
belebt. Ein reiches Portal mit Muschelnischen und von Doppeli
säulen eingefasst, ungefähr aus derselben Zeit, hat das Haus
N0. 408 am Steinwege. Auch dieses hat über zwei massiven
Geschossen in den oberen Theilen Fachwerk. Ebenso das grosse
Eckhaus N0. 207 an der Hofstatt, mit zierlich ausgebildetem
Holzbau. Zu den reichsten Fachwerkhäusern gehört N0. 76 am
Marktplatz, an der Ecke mit dem hier sehr beliebten polygonen
Erker versehen.
In den südlichsten Theilen des Landes sind einige Denkmale
zu verzeichnen, welche hauptsächlich dem Kunstsinne der Isen-
burger Grafen ihre Entstehung verdanken. Graf Anton (1526
1560), der in hoher Gunst bei Karl V stand und lebhafte Be-
Ziehungen zu dem künstlerisch regsamen Frankenlande unter-
hielt sein Sohn Georg vermählte sich mit einer Tochter aus
dem Stollbergschen Geschlechte zu Wertheim, wo er in der
Kirche sein Grabmal gefunden hat (vgl. oben S. 84) führte
ansehnliche Neubauten am Schloss zu Ronneburg in der. Wet-
terau aus. Der gewaltige noch aus dem Mittelalter stammende
Rundthurm erhielt 1533 den orginellen Aufsatz mit vier ausge-
kragten Erkern und einer durchbrochenen in Renaissanceformen
behandelten Galeriel). Auch am Schloss zu Wächters bach,
das Anton später häufig bewohnte, scheint er gebaut zu haben,
denn der Hauptthurm zeigt eine dem Thurm der Ronneburg
verwandte Behandlung. Sein Sohn Georg baute als Wittwensitz
seiner Gemalin 1569 den Oberhof zu Büdingen, der im Wesent-
liehen noch wohl erhalten ist. Der einfach, aber tüchtig behan-
delte und malerisch gruppirte Bau besteht aus einem Wohnhause
und verschiedenen Wirthschaftsgebäuden, welche einen nach der
Strasse von einer Mauer umschlossenen, nach Osten sich an die
Stadtmauer lehnenden Hof umgeben. Die Ostseite als die Haupt-
front hat das hübsch behandelte Hauptportal, neben welchem links
1) Die geschichtlichen Notizen verdanke ich dem Herrn Prof. Haupt in
Durlach, die von Aufnahmen unterstützte Beschreibung des Schlosses Herrn
Archit. A. Haupt daselbst.