Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

902 
Buch. 
III. 
Renaissance 
in Deutschland. 
In der Stadt ist das Rathhaus ein ansehnlicher Bau von 
1605. In grossartigen Verhältnissen erhebt sich die Fagade, von 
drei mächtigen Giebeln bekrönt, im Erdgeschoss und den beiden 
oberen Stockwerken mit gekuppelten Fenstern von mittelalter- 
lichem Rahmenprofil durchbrochen. An der rechten Seite baut 
sich, vom Erdgeschoss beginnend, ein rechtwinkliger Erker heraus, 
mit Hermen, Fenstersäulen, eleganten Friesen und Brüstungen 
geschmückt und mit einem Barockgjebel abgeschlossen. Noch 
prächtiger ist in der Mitte der Facade das grosse Hauptportal. 
Von beiden Seiten führt eine doppelte Freitreppe hinauf und 
mündet auf einen mit reichem Steingeländer eingefassten Vor-platz, 
der durch zwei untergestellte Säulen sich nach vorn altanartig 
erweitert. Das Portal selbst, im Rundbogen geschlossen, von ge- 
kuppelten ionischen Säulen eingefasst und von einem reichen Auf- 
satz mit dem Wappen der Stadt bekrönt, hat gleich dem Erker 
durch Vergoldung noch mehr Glanz erhalten. Durch die prächtig 
geschnitzte und mit schönen Eisenbeschlägen ausgestattete Thür 
gelangt man im Innern auf einen grossen Vorsaal, dessen Balken 
auf kräftigen Holzsäulen mit reich dekorirten Kopfbändern ruhen. 
Die durchweg gross angelegten jetzt vielfach verbauten Räume 
verrathen in Portalen und mächtigen Kaminen noch die ursprüng- 
liche reiche Ausstattung. Im oberen Geschoss ruhen die Balken 
der Decke auf toskanischen Säulen, über welchen die Kopfbänder 
in Volutenform vorspringen. 
Die Bürgerhäuser beherrscht hier ausschliesslich der Fach- 
werkbau, der aber, in ebenso mannigfaltiger als zierlicher Weise 
durchgebildet, den Strassen der freundlichen Stadt ein anheimeln- 
des Gepräge giebt. Die Häuser sind in der Regel in ihrer Lang- 
seite der Strasse zugewendet und in der Mitte durch einen hohen 
Dachcrker abgeschlossen. Dieser setzt mit seinem Giebelbau die 
Behandlung der Facade fort, die in stark herausgekragten Stock- 
werken angelegt ist. In der künstlerischen Ausbildung zeigen 
diese Facaden jede Abstufung vom Einfachsten bis zum Reich- 
sten. 
Die älteste noch gothische Form ist roh construktiv behan- 
delt, aber mit leicht aufgeheftetem Ornament versehen. So das 
kleine Häuschen nordöstlich der Kirche gegenüber, an den Con- 
solen mit Blumen und Thieren geschmückt, die Schwellbalken 
ohne alle Gliederung in glatter Fläche als Schriftbänder behan- 
delt. Man liest: Benedic et sanctiiica domum istam in sempiternum 
deus israhel. MCCCCLVII. Hans von Fermeste me fecit. Oben: 
Henricus Gobele. Dann kommen die tief ausgekehlten und ab- 
gefasten Schwellhölzer (Fig. 244), wie an dem hübschen Hause
	        
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