Kap
XVI.
Niedersachsen.
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prächtigen Erker ausgezeichnet. Ein kleines Haus desselben
Mischstils Knochenhauerstrasse 61, das Erdgeschoss modernisirt,
das Uebrige fein und elegant. In derselben Strasse No. 7 zeigt
ein Haus von 1594 einfache Steinarchitektur, aber reich und
kraftvoll entwickelten Holzbau. '
Endlich giebt es einige reine Fachwerkbauten im Renaissance-
stil. Schmiedestrasse No. 43 ein Haus von 1554, nicht eben
bedeutend, aber die Balkenköpfe elegant als antikisirende Con-
solen gestaltet. Eins der reichsten und grössten, N0. 15 am
Markt, hat an den Fensterbrüstungen das Muschel- oder Facher-
ornament in besonders schöner Ausbildung. Ein anderes von
1585 neben dem Rathhaus in der Köblingerstrasse 57 zeigt hübsch
proiilirte Consolen. Besonders reich dekorirt ist das Haus Burg-
strasse 28, an den Schwellen mit kräftig gerippten Rundstäben,
an den Fensterbrüstungen das Fächerornament, dazu reicher
Blumen- und Laubschmuck. Einfacher ist das Haus Knochen-
hauerstrasse 36, aber in der Mitte durchaufgesetzten Dacherker,
an den Seiten durch zwei reich dekorirte symmetrisch angebrachte
Erker belebt.
In den mittleren Wesergegenden, deren reiche Schlossbauten
wir schon kennen lernten, gehört zunächst Hameln zu den wich-
tigeren Orten der norddeutschen Renaissance!) Der bürgerliche
Privatbau hat hier aus der Schlussepoche der Renaissance mehrere
grossartige Monumente hinterlassen, die von dem Reichthum und
der Kunstliebe des damaligen Bürgerthumes glänzendes Zeugniss
geben. Es sind fast durchweg Steinbauten, nicht von der Fein-
heit der Hannoverschen, sondern mehr in dem kraftvoll barocken
Qharakter der Hämelschenburg. Meistens sind es Giebelfagaden,
lIl den energischen Formen der Spätzeit dekorirt und mit einem
oder auch zwei Erkern ausgestattet. So die beiden Hauser der
Osterstrasse N0. 9 mit einem, N0. 12 mit zwei Erkern. Das
Pfaßhtvollste ist das sogenannte Rattenfängerhaus vom Jahr 1602.
11_1 Sßlnßr derben Ausstattung mit dekorirter Rustika und ener-
glsßhßf durch alle Geschosse reichendenPilasterarchitektur, der
1101055316 Giebel mit phantastisch barocken Schweifen und Voluten
geschmückt, im Erdgeschoss und ersten Stock ein reicher Erker,
58
I1
1) Vgl. Mithoff, Kunstdenkm.
schule zu Hannover.
und
die
Aufn.
der Architektur-
5 7 4'