Kap
XVI.
Niedersachsen.
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Figürlichem, den Elementen, Jahreszeiten, Planeten, Tugenden
etc. bedeckt. Ebenda 394 ein kleineres Haus mit einem durch
korinthische Säulen und barockes Volutenwerk dekorirten Erker.
Dasselbe Motiv, aber ohne Erker, an dem Hause 393. Eine ganz
grosse prachtvoll ausgeführte Faoade in derselben Strasse Ecke
der Stobengasse, mit kräftigen Consolen, Säulen und barocken
Atlanten, an den Brüstungen die Thaten des Hcrkules, die Be-
schäftigungen der Monate etc. von einer geringeren Hand ge-
schnitzt. Ebendort, Ecke der Marktstrasse, ein ähnliches Haus,
vielleicht von demselben Meister.
Ein Haus in der Marktstrasse 318 mit zwei Erkern, datirt
1611, ist ebenfalls bis in die Giebel hinauf mit Ornamenten und
Figuren bedeckt, unter denen man Chiron, Apollo, Aesculap u. s. w.
erkennt. Zwei reiche Erker hat auch ebendort N0. 59 vom
J. 1601, doch fehlt hier der figürliche Schmuck. Dagegen bietet
N0. 60 einen mit Reliefs reich dekorirten kleinen Erker. Ein
ebenfalls reicher Erker ist an einem Hause der Eckemakerstrasse
vom J. 1608. Ebenda am Ausgang der Strasse gegen die Andreas-
kirche ein überaus reiches Haus mit Erker. Gleich daneben ein
anderes von 1615, zu den zierlichsten dieser Art gehörend, ausser-
dem sehr malerisch um die stumpfe Strassenecke gebaut, mit
zwei in den Obergeschossen vertretenden Erkern. Auch in der
Altpetristrasse sieht man ein ähnliches unregelmassig angelegtes
Haus mit derb geschnittenen Reliefs aus dem alten Testament,
mit barocken Friesen und Laubgevvinden. Ein sehr stattliches
Beispiel ist noch in der Eckemäkerstrasse das Rolandshospital
vom J. 1611, mit einem die Hälfte der Faeade einnehmenden
Erker und Reliefs aus dem alten Testament und den Beschaf-
tigung-en der Jahreszeiten. Ungemein grossartig ein Eckhaus an
der Ostcrstrasse vom J. 1604 mit Einzeliiguren von Herrschern
und 'l'ugenden und mit riesig hohen Giebeln am Erker und der
Faeade. Eine der besten Arbeiten endlich ist ein Haus vom
J. 1623 an der Andreaskirche, im Erdgeschoss mit einem auf
steinernen Pfeilern ruhenden Durchgang, das Figürliche und
Ornamentale sehr gut behandelt.
Der Steinbau ist hier nur in vereinzelten Fällen zur An-
wendung gekommen, hat aber wenigstens ein Prachtstück ersten
Ranges hervorgebracht: das sogenannte Kaiserhaus im Langen
Hagen vom J. 1587. Unsre Abbildung (Fig. 240) giebt von dem
Reichthum der Facade eine Andeutung. Schon am Sockel beginnt
die Ornamentik mit Kaisermedaillons und Metallornamenten alle
Flächen zu überspinnen; die höchste Steigerung erreicht sie im
Hauptgeschoss, dessen Fenster mit vertretenden ionischen Säulen