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XVI.
Niedersachsen.
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vorspringenden Geschossen mit ihren dreimal wiederkehrenden
effektvoll geschnitzten Balkenköpfen, die durch zahlreiche Heiligen-
ügürchen consolenartig ausgebildet sind. Auch gothische Mass-
werke, Thierfriese und dgl. kommen vor. Es ist eins der reichsten
Beispiele seiner Art. Von ähnlicher Behandlung das grossartige
Eckhaus am Fischmarkt N0. 1, in vier Geschossen mit herrlichen
Friesen geschmückt; die Schwellen mit dem Mäandermotiv, das
wir schon in Braunschweig fanden; die Balkenköpfe stark unter-
schnitten und gekehlt, zugleich mit Masswerken dekorirt; die Ecke
bis oben hinauf durch zahheiche Figuren kraftvoll geschmückt.
Ueberhaupt herrscht hier an den mittelalterlichen Bauten das
figürliche Element in reicher Ausbildung; so bei den Häusern am
Fischmarkt N0. 11 und 12, N0. 10 von 1520, N0. 9 von 1529,
N0. 8 von 1519.
Den Uebergang zur Renaissance bezeichnet ein Haus vom
Jahr 1532 am Holzmarkt N0. 4; die Schwellen doppelt gekehlt,
die Balkenköpfe kräftig mit Rundstab und Hohlkehle gegliedert.
Ebendort N0. 5 dasselbe Motiv, aber alles zierlicher, feiner, schon
mehr im Sinne des neuen Stils durchgebildet, mit flachen Rosetten
u. dgl; an den Fensterbrüstungen das Fächerornament. Es ist
eins der seltenen Giebelhäuser, datirt 1552. Aehnliche Hauser
Breiteweg N0. 39 vom Jahr 1558 und ebenda N0. 38 von 1559.
Das Motiv der Blendarkaden unter den Fenstern tritt sodann an
dem stattlichen Haus Ecke der Schmiedestrasse und des Holz-
marktes vom Jahr 1576 auf; feine Zahnschnittfriese begleiten die
Gesimse. Ein auf einer Holzsäule ruhender Erker, das Dach
durchbrechend und bis zur Firsthöhe desselben emporgeführt, be-
lebt malerisch die Facade. Dasselbe Motiv findet seine glanz-
vollste Ausbildung an dem grossen Prachtbau des Schuhhofes,
jetzt die drei Hauser am Breitenweg, Ecke der Schuhstrasse bildend,
vom Jahr 1579. Die vielfach gekerbten, gerieften und gemusterten
Schwellbalken, die mit Figürchen und Ornamenten geschmückten
Balkenköpfe sammt ihren consolenartigen Stützen, die mit ge-
schnitzten Wappen ausgefüllten Blendarkaden, (im oberen Geschoss
einfacher behandelt), endlich die feine Ornamentik, welche die
Pilaster, die Fensterrahmen, die Eckpfosten, kurz alle Flächen
belebt, geben diesem Bau einen unübertroffenen Ausdruck von
Eleganz (Fig. 237). Nur die nackten Ziegelilächen, ursprünglich
zum Theil allerdings durch drei vorgebaute Erker etwas unter-
brochen, wirken störend.
Ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so reiches Beispiel
bietet ein Haus in der Göddenstrasse von 1586 mit einem hüb-
schen Erker. Ferner eins der schöneren und reicheren das süd-
Kugler, Gesch. d. Baukunst V. 56