Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. 
Buch. 
Die Renaissance in Deutschland. 
stattlicher Quaderbau mit üppig barockem Portal, durch allerlei 
Figuren von Tugenden, Reliefs, Masken, Blumen- und Fruchtge- 
winde geschmückt. Die beiden oberen Stockwerke haben ge- 
kuppelte Fenster, die bei mittelalterlichem Rahmenprofil wieder 
von kräftigem Eierstab umfasst werden. Diese Fensterform 
kommt in Braunschweig in oftmaligei- Wiederholung vor. Was 
aber dieser Facade besonderen Reiz giebt, sind die hübschen 
Nischen zwischen den Fenstern, welche mit freilich sehr manierir- 
ten Figuren von Tugenden ausgefüllt sind. Die Flächen, welche 
jetzt das rohe Bruchsteingemauer zeigen, Waren ursprünglich ohne 
Zweifel verputzt und bemalt.  
Stattlich ist auch das Steinhaus an der Martinikirche N0. 5, 
im Ganzen zwar einfacher behandelt, aber mit einem der üppig- 
sten Barokportale, eingefasst von vier Hermen und Karyatiden, 
in der Bekrönung wieder aufrechtstehende Löwen, die ihren 
Vorderleib durch einen Ausschnitt der Cartouche stecken, ähnlich 
wie am Backerklint N0. 4.) Zu beiden Seiten zwei Krieger. Ein 
stark barockes Portal ist auch an einem grossen Hause in der 
Wilhelmstrasse vom Jahre 1619. Ebenso ein Portal an dem 
prächtigen Hause Poststrasse 5, dessen Fenster wieder die ele- 
gante Einfassung mit Eierstäben zeigen. 
Eine andere Behandlung sieht man an dem stattlichen Eck- 
haus des Altstädter Marktes, dessen Fenster breite flache Rahmen 
haben, die oben in einen rosettengeschmückten Giebel auslaufen. 
Das Portal gehört schon dem völligen Baroeeo an. Aehnliche 
Fenster mit derselben Umrahmung sieht man auch an der Burg, 
deren hintere Fagade barocke Volutengiebel zeigt. Als vereinzeltes 
Beispiel einer hohen Giebelfacade steht das Haus am Kohlmarkt 
N0. 1 da. Die Fenster sind noch mit durchschneidenden gothischen 
Stäben eingefasst, der Giebel aber mit Voluten, geschweiften 
Hörnern und Pyramiden dekorirt, doch ohne alle plastische Gliede- 
rung der Flächen. 
Während alle diese Werke nicht von hervorragendem Werth 
in Composition und Ausführung sind, gehört der östliche Giebel 
des Gewandhauses, 1590 durch die Meister Magnus Klinge und 
Balzer Kircher ausgeführt, zu den vollendetsten Meisterwerken der 
Zeit. In der Anordnung der Geschosse sah man sich durch die alte 
Anlage des vorhandenen Baues, der noch in frühgothische Epoche 
hinaufreicht, gebunden. Daher die niedrigen Stockwerke, welche 
mit der gewaltigen Höhe des Baues wunderlich contrastiren. Es 
ist ein riesiger Giebelbau, der seine hohen Stirnseiten westlich 
gegen den Altstädtischen Markt, östlich gegen die Poststrasse 
kehrt. Die Ostfacade ist bei der niedrigen Stockwerkhöhe durch
	        
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