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Buch.
III.
Deutschland.
Renaissance
die Pfosten mit linearen und figürlichen Ornamenten geschmückt.
In verwandter Weise ist das Haus Küchenstrasse No. 11 vom
Jahre 1623 behandelt. Am Südklint 21 ein schönes Beispiel
dieser späteren Behandlungsweise mit imitirten Arkaden an den
Pfosten und hübschem Rankenwerk an den Fensterbrüstungen.
Aehnlich das kleine Haus am Backerklint vom Jahre 1630. Eins
der spätesten von 1642 ist das grosse Haus Schützenstrasse 34,
an allen Flächen mit hübschen Ranken dekorirt, die in Masken
auslaufen.
Der reine Holzbau nimmt aber in dieser Zeit überhaupt auf-
fallend ab und theilt zunächst die Herrschaft mit dem Steinbau
und zwar in der Weise, dass die Erdgeschosse mit ihren Por-
talen und meist auch der erste Stock diesem anheim fallen,
während die oberen Stockwerke den Holzbau beibehalten. Von
solchen prächtigen Steinportalen ist schon mehrfach die Rede ge-
wesen. Andere Beispiele .dieses gemischten Stiles haben sich
noch mehrfach erhalten. Eins der prachtvollsten ist das grosse
Eckhaus am Hagenmarkt 20, Erdgeschoss und erster Stock in
Stein ausgeführt, mit stattlichem Barockportal, das an den Seiten
Sitznischen und einfassende Hermen hat, die Fenster noch mit
mittelalterlichen Rahmen, aber zugleich durch Perlschnürc ge-
schmückt, der obere Stock in reichem Holzbau durchgeführt.
Ein stattliches Beispiel derselben Art vom Jahre 1591 am Süd-
klint N0. 15, wiederum beide Untergeschosse in Stein, mit zwei
Bogenportalen, davon das eine facettirte Quaderumfassung mit
Perlschnur und Herzblatt, das andere die reiche Form mit Seiten-
nischen, Hermen und Masken, dabei die Inschrift: „Nisi deus
frustra." Aehnliche Inschrift: „Nisi dominus frustra" kehrt an
einem eleganten Portal vom Jahre 1584 in der Gördelinger-
strasse N0. 43 wieder, wo ebenfalls noch ein zweites einfacher
behandeltes Portal für die Einfahrt vorkommt; wahrscheinlich
von demselben Meister.
Eins der grössten Prachtstücke ist das mächtige Haus am
Backerklint N0. 4, wiederum in beiden unteren Geschossen aus
Stein mit einem üppigen Barockportal, mit Masken, Hermen und
schnörkelhaften Voluten, in den Zwickeln ungeschickte Victorien,
der obere Aufsatz durch einen herausspringenden Löwen wunder-
lich abgeschlossen. Es ist eine stillose Composition, überladen
und unklar. Die oberen HOlZgGSGlIOSSGAÜppig dekorirt, die Ran-
ken an den Schwellbalken und den Fensterbrüstungen in barocke
Masken auslaufend. Ein derbes Werk derselben Zeit ist am
Kohlmarkt N0. 2, Portal und Fenster mit Rustikaquadern einge-
fasst, die abwechselnd das Sternornament zeigen. Auch das