Haus N0. 14 hinter der alten Waage vom Jahre 1526, mit dem
Mäandermotiv und reich geschnitzten Kopfbandern, durch zwei
stattliche Dacherker malerisch belebt. Die Alte Waage selbst sodann,
1534 errichtet, ist ein Bau von riesiger Anlage, noch ganz mittel-
alterlich mit gothischen Laubfriesen, Drachen und andrem Figür-
lichen an den Balkenköpfen und Schwellhölzern geschmückt; neuer-
dings trefflich restaurirt (Fig. 235). Zu den frühesten Bauten dieser
Gruppe gehört ein andres riesiges Haus, an der Ecke der Knochen-
hauer- und Petersilienstrasse gelegen, vom Jahre 1489; ungemein
reich und derb in der Behandlung, an den Balkenköpfen allerlei
Figürliches, an den Schwellhölzern das Mäandermotiv. Reicher
Figurenfries, Ernstes und Possenhaftes vermischend, Steinstrasse 3
vom Jahre 1512. Aehnliche Behandlung an dem kleinen Haus
Gördelinger Strasse 38, wo in den Flachen der Schwellhölzer
Thierfigürchen, an den Balkenköpfen Humoristisches und Paro-
distisches aus der Thierwelt vorkommt. Ein prachtvolles Beispiel
des schön behandelten gothischen Laubfrieses Südklint 22 vom
Jahre 1524. Ebenda N0. 1 ein grosses Haus mit dem Mäander-
ornament vom Jahre 1482. In derselben Strasse N0. 11 eine
Breitfacade mit Dacherker, die Sehwellhölzer tief ausgekehlt und
die Kanten mit gewundenen Taucn decorirt. Aehnlich die Kopf-
bänder behandelt. Sämmtliche Fenster mit Vorhangbögen und
durchschneidenden gothischen Stäben.
Die Renaissance bringt in dieser Behandlung zunächst nur
einige Bereicherung des Ornamentalen. Eins der frühesten Bei-
spiele vom Auftreten der neuen Formen sind die treiflichen
Reste von einem abgebrochenen Rathsküchengebäude von 1538,
welche man in der Alterthümer-Sammlung des Neustadter Rath-
hauses sieht!) Candelaber und andere Ornamente, auch Figür-
liches im Stil der Renaissance verbindet sich noch mit allerlei
mittelalterlichen Spässen, dem Luder-ziehen u. a. Noch etwas früher
(1537) ist das kleine Haus am Papenstieg N0. 5, ziemlich schlicht
behandelt, aber interessant, weil es an den Fensterbrüstungen
ein charakteristisches" Motiv des neuen Stils, die muschelaitige
oder fächerförmige Decorationf) in breiter Entfaltung, wenn auch
noch in ziemlich steifer und harter Behandlung zeigt. Noch
etwas früher (1536) dasselbe Ornament an einem kleinen Hause
Wendenstrasse N0. 14. Aus demselben Jahre rührt das stattliche
Haus Langestrasse N0. 9, das sehr reich geschnitzt ist und noch
L
1) Diese interessante Sammlung verdankt _ihre Entstehung dem uner-
müdlichen Wirken des Dr. G. Schiller, der 1111011 durch manche werthvolle
Notizen und Nachweise unterstützt hat. 2) Vgl. dle Abbild. Fig. 243.