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III.
Buch.
Renaissance iin Deutschland.
proülirt, fein gegliedert und mit figürlichem Ornament und Reliefs
bedeckt. Das prächtige Eisengitter mit schön ornamentirten messin-
genen Einsatzfeldern und Wappen haltenden Engeln ist von 1584.
Ein herrliches Eisengitter mit vergoldeten Rosetten und frei be-
handelten Blumen findet sich auch an der Treppe zur Fürsten-
gruft. Reich und prächtig in kraftvollem Barockstil ist die Orgel
geschnitzt. Ebenso die Orgelempore, die auf Bögen mit skulptirten
Quadern ruht.
Im Gegensatz zu der reichen Pracht dieser Kirche ist es auf-
fallend wie unbedeutend, ja armselig das herzogliche Schloss
ausgeführt ist. Nur etwa der stattliche Thurm von 1643 mit
hübschen aufgesetzten Giebeln und prächtigem Eisengeländer an
der Galerie ist zu bemerken. Gleich daneben das Zeughaus,
jetzt Kaserne, vom Jahre 1619, ein stattlicher Bau, 220 Fuss lang
bei 70 F. Breite, mit reich geschmückten Giebeln und einem tüchtig
behandelten Portal im Stil der Marienkirche.
Ein gutes Portal derselben Spätzeit besitzt sodann noch die
alte Apotheke am Markt.
Die Städte.
Unter den Städten dieses Gebietes nimmt an Bedeutung und
Macht Braunschweig die erste Stelle ein. Aus einem Fürsten-
sitze des frühen Mittelalters hervorgegangen, schon durch Heinrich
den Löwen zu ansehnlicher Stellung erhoben, schwang die Stadt
sich früh durch "Fhätigkeit und Umsicht ihrer Bürger zu einem
Gemeinwesen von selbständiger Kraft empor. In regem Handels-
verkehr nach allen Seiten gewann sie durch den Beitritt zur
Hansa zunehmende Bltithe und erwarb den Ehrenplatz einer Quartier-
stadt des Bundes. In ihren wiederholten Kämpfen um völlige
Unabhängigkeit mit den Landesfürsten, in dem frühen Uebertritt
zur Reformation (1528), in ihrem mannhaften Festhalten am
Schmalkaldischen Bunde bekundete sie ihren tüchtigen Sinn. Als
Zeugnisse einer durch Jahrhunderte andauernden stets gesteigerten
Blüthe weist sie eine Anzahl hervorragender Denkmäler aus allen
Epochen des Mittelalters auf, grossartige kirchliche Bauten der
romanischen und gothischcn Epoche und eins der schönsten Rath-
hauser des Mittelalters. Schon im 15. Jahrhundert fällt die
monumentale Pracht und Grossartigkeit der Stadt einem Kenner
wie Aeneas Sylvius aufl). In unverkümmerter Frische nimmt
1) Aen. Sylv. Piccol. opp. Basil. 1571. p. 424: „oppidum tota, Germania
memorabile magnum et populosum. magniücae domus, perpolitae
plateae, ampla. et ornatissima templa. Quinque hie fora.