Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
XVI. 
Niedersachsen. 
863 
Im Innern wird der grosse Saal der Aula in der Mitte durch 
Bogenstellungen auf drei kräftigen Pfeilern getheilt, die höchst 
originell in einer derben Rustika mit Rosetten und facettirten 
Quadern behandelt sind. Die Pfeiler ruhen auf grossen Löwen- 
krallen über kraftvoll behandelten Stylobaten. Zwei Riesenfenster 
an der westlichen Schmalseite, zwei an der südlichen und vier 
an der nördlichen Langseite geben dem Raum ein reichliches 
Licht. An der östlichen Schmalseite führt eine Thür in einen 
kleineren Nebenraum. Die Schlusssteinc der korbartig gedrückten 
Bögen, auf welchen die Balkendeoke ruht, sind in meisterhafter 
Weise durch herabhangende Zapfen mit Köpfchen, Früchten und 
anderem Ornament decorirt. An der Westseite des Saales auf 
einer Estrade von drei Stufen erhebt sich das Katheder, freilich 
nicht mehr in ursprünglicher Form. Die Dimensionen des Saales 
sind etwa 90 Fuss Lange bei 40 Fuss Breite und c. 24 Fuss 
Höhe. 
Die aussen angebrachte Wendeltreppe führt zu dem oberen 
Geschoss in den grossen Bibliotheksaal, welcher, etwa 120 Fuss 
lang, die ganze Breite und Länge des Gebäudes einnimmt. Seine 
innere Einrichtung bewahrt nichts mehr von der früheren Anlage. 
Zwei selbständige Flügel, in einiger Entfernung von dem 
Hauptbau rechtwinklig vorspringend, schliessen den südwärts sich 
ausdehnenden Hof ein. Sie sind beide ganz kunstlos, im obern 
Geschoss nur aus Fachwerk errichtet, jeder mit einem polygonen 
Treppenthurm, der östliche mit einem Barockportal, von Greif 
und Löwen bewacht, 1695 restaurirt. Aus derselben Zeit (1697) 
wird am Portal des Hauptbaues ebenfalls eine Restauration be- 
zeugt. Der östliche Flügelbau hat von der Strasse aus seinen 
Zugang durch ein kräftig behandeltes Hauptportal, von Hermen 
eingefasst, welche Polster statt der Kapitale auf dem Kopfe tragen. 
Die ganze Anlage ist eine Composition von hohem Werthe, das 
Einzelne am Hauptgebäude mit voller Meisterschaft durchgebildet, 
fein und scharf zu energischer Wirkung gebracht. 
Von demselben Meister rührt ein zweiter grossartiger Bau, 
die Marienkirche in Wolfenbütte], 1604 unter Herzog Heinrich 
Julius vorbereitet und seit 1608 begonnen, sodann unter seinem 
Sohn und Nachfolger Friedrich Uh-ich seit 1613 weitergeführt!) 
Jm Jahre 1615 starb Paul Francke, „dreier Herzöge zu Braun- 
schweig gewesener Baudirektor, so diese Kirche durch seine In- 
Herrn 
des 
Güte 
1) Die ausführlichen gesch. Notizen verdanke ich der 
Voges, welcher sie dem Corpus bonorum entnommen hat.
	        
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