Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
biet Deutschlands eine solche Zahl im Ganzen noch wohlerhal- 
teuer Renaissance-Schlösser aufzuweisen als dies anmuthige 
Flussthal. Die Bauten sind durchweg regelmässig angelegt, ent- 
weder mit vier Flügeln einen rechteckigen Hof umgehend, oder 
hufeisenförmig einen ähnlich angeordneten Hof einfassend. Trep- 
penthürme mit Wendelstiegen erheben sich mit ihren Kuppel- 
dächern in den Ecken des Hofes; Erker sind vielfach ausgebaut, 
und verleihen mit den zahlreichen Dachgiebeln den Bauten ein 
malerisches Gepräge. Die Formen sind überall schon die der 
Spatzeit, stark barock geschweift, mit mancherlei geometrisch spie- 
lenden Ornamenten, wie jene Zeit es liebte. Das Alles ist aber 
mit einer Sicherheit gehandhabt, mit einer Virtuosität des Meissels 
in dem schönen Sandstein der Gegend vorgetragen, dass man die 
ruhig sich entfaltende Thatigkeit einer bedeutenden Provinzial- 
schule erkennt. 
Ich beginne mit dem Prachtstück dieser Gruppe, der gross- 
artigen Hämelschenburg, eine Meile südlich von Hameln an 
einem sanft ansteigenden schön bewaldeten Bergzuge gelegen!) 
Der stattliche ganz in Sandstein aufgeführte Bau wurde von 1588 
bis 1612 von Georg von Klencke errichtet, dessen Familie bis auf 
denxheutigen Tag im Besitz des wohlerhaltenen Herrenhauses" 
geblieben ist. Das Schloss (Fig. 230) gruppirt sich in Hufeisen- 
form, zum Theil noch von dem alten Burggraben umgeben, um 
einen Hof von 137 Fuss Länge und 108 Fuss Breite. Der Zu- 
gang liegt an der östlichen offenen Seite des Hofes, wo eine 
feste Steinbrücke, vorn mit einem prachtvollen Portal geschlossen, 
über den Graben führt. Ein zur Rechten sich ausbreitender 
Teich giebt im Verein mit reichen Baumgruppen dem Ganzen 
eine erhöhte malerische Wirkung. An der offenen östlichen 
Seite schliesst eine mächtige Futtermauer mit Strebepfeilern den 
Hof ein. Links von der Brücke ist das erhöhte Terrain zu einer 
Blumenterrasse verwendet. Hat man die Brücke passirt, so 
breitet sich dem Eintretenden gegenüber der langgestreckte west- 
liche Flügel mit drei hohen Giebeln aus, von welchem südlich 
und nördlich im rechten Winkel zwei kürzere Flügel vorspringen. 
In die Ecken sind zweipolygone 'l'reppenthürme gelegt, beide 
durch reiche Portale ausgezeiinet, der südliche etwas grösser 
und stattlicher. Der nördliche Flügel ist der altere, seine Archi- 
tektur die feinere und elegantere, seine Stockwerkhöhe bedeutender, 
 Eine Beschreib. in Mithoffs Kunstdenkm. im Hannov. 
Umfassendere Aufn. in den Rlseskizzen der polyt. Schule zu 
ISTU fol. Nach diesen ist unsre Abb. entworfen. 
I S. 39 11'. 
Hannover.
	        
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