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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Erwähnung. Es ist ein einfacher Langbau, in der Mitte der Facade
durch eine originelle auf zwei stämmigen ionischen Säulen
ruhende Arkade durchbrochen, welche die Eingänge enthält.
Links im Erdgeschoss ein vorgebauter Erker, rechts ein ähnlicher
im oberen Stock, auf kraftvollen Consolen ruhend und in einen
Dacherker auslaufend, welcher mit zwei andern den Bau malerisch
belebt. Die Seitenfacade erhält durch einen hohen mit Pilastern
in vier Ordnungen und mit barockgeschweiften Voluten sowie
Obelisken geschmückten Giebel charaktervolle Ausbildung. Es
ist ein treiflich componirtes, meisterlich durchgeführtes Werk von
prächtiger Wirkung, bezeichnet 1579.
Die bürgerlichen Privathäuser machen uns hier zuerst mit
dem aus den benachbarten Harzgegenden herübergreifenden Holz-
bau bekannt. Eine stattliche Anzahl von reich und mannigfach
entwickelten Beispielen bietet sich dar. Eins der frühesten und
zugleich prächtigsten Werke, zweimal mit der Jahrzahl 1532 be-
zeichnet, sieht man in der Poststrasse, Ecke der Rundstrasse.
Die Schwellen sind noch in mittelalterlicher Weise mit einem
spätgothischen, um einen Stab gewundenen Laubwerk von zackiger
Zeichnung dekorirt. Dazwischen aber ilicht sich allerlei Figürliches,
burleske Genrebilder, Köpfe, Delphine und andres, zum Theil in-
entschiedenen Renaissance-Motiven ein. Daneben in der Post-
strasse ein Haus vom J. 1549 mit flachem Erker, einfacher be-
handelt, die Gebälke rein antikisirend und zwar mit eleganten Zahn-
schnitten und Flechtbändern über hübsch geschnitztem Oonsolen-
friese geschmückt. Die Inschrift lautet: Dass dieses Haus aus
Noth und nicht aus Lust gebauet, weiss der so voriges hat jemals
angeschauet. Dazu fügte man 1701: „N0n tentatus non christianus."
Die Mehrzahl der Häuser fällt bereits ins 17. Jahrhundert.
S0 ein kleines Haus von 1617 in der Rundstrasse mit hübschem
giebelgeschlossenem Erker, der ein Muster zierlicher Behandlung.
Die Ornamentik durchweg im Flachstil des Barocco. In derselben
Strasse an der andern Seite ein besonders elegantes Häuschen
derselben Zeit, in klassischem Geschmack mit Zahnschnittfriesen
sammt Eierstab, Oonsolen und Perlschnur gegliedert. In der Mitte
ein Dacherker. Ein ähnliches von gleich schöner Wirkung (vom
J. 1640), mit zahlreichen Sprüchen bedeckt, sieht man in der
Strasse hinter dem Brauhause. Wieder ganz anders behandelt,
sehr energisch dekorirt zwei Häuser gegenüber dem Rathhause,
das eine von 1617. Endlich ein hübsch mit Consolenfriesen,
Sprüchen und Blachoi-nanienten geschmücktes an der Stechbahn.