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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
angeblich gleichzeitigen Renaissaneeformen. Der Thatbestand
widerspricht dieser Vermuthung, da nur die noch völlig gothische
xSohlosskapelle (1485 von Herzog Heinrich dem Mittleren von
Braunschweig-Lüneburg gestiftet) jener Zeit angehört, die vor-
kommenden Renaissanoeformen aber den von Ernst dem Bekenner
(seit 1532) begonnenen und nach seinem Tode (1546) durch Wil-
helm den Jüngeren vollendeten Neubauten entstammen. Ja der
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grösste Theil des Baues ist erst unter Georg Wilhelm von 1665
bis 1670 durch einen italienischen Architekten Giacomo Bolognese
ausgeführt worden.
Am südwestlichen Saume der Stadt erhebt sich mit seinen
stattlichen Massen (Fig. 229) der ansehnliche Bau, als ein nach
Süden und Norden langgestrecktes Rechteck, das mit vier Flügeln
den geräumigen Hofraum umzieht. Die östliche Langseite wendet
sich als Hauptfacade der Stadt zu. Ehemals war das Ganze von
einem tiefen Wassergraben umzogen, der jetzt trocken liegt und
mit dem prächtigen Park unmittelbar verbunden ist. Bevor man
zu demselben gelangte, hatte man auf beiden Ecken zwei kleine
pavillonartige vorgeschobene Bauten zu passiren, von denen der
zur Rechten (südlich) befindliche noch erhalten ist. Das kleine
einstöckige Gebäude mit den beiden originellen polygonen Erker-