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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
welche den Bau umgeben, sind das Beste. Ausserdem ist mir
nur in der Schlossstrasse N0. 12 ein kleines hübsches Fachwerk-
haus mit zierlichem Steinportal aufgefallen.
Eine umfangreiche, aber ebenfalls künstlerisch wenig be-
deutende Anlage ist das Schloss zu Bernburg. Auf einer ziem-
lich steil gegen die Saale abfallenden Höhe gelegen, macht es
von unten gesehen mit seinen gewaltigen Massen, den zahlreichen
Giebeln und Thürmen einen imposanten und malerischen Ein-
druck. Der Bau reicht zum Theil in's Mittelalter hinauf und ist
dann im 16. und 17. Jahrhundert stark verändert und erweitert
worden. Wenn man in den Schlosshof tritt, so hat man zur
Seite rechts einen vorgeschobenen Bau mit mächtigem viereckigem
Thurm, der im Anfang des 16. Jahrhunderts aufgesetzte Giebel
erhalten hat, jedenfalls aber seinem Kerne nach aus dem Mittel-
alter stammt. Zur Linken liegt die alte Schlosskapelle mit einem
Portal von 1565, welches trotz dieses späten Datums noch halb
gothisch mit durchschneidenden Stäben und dabei mit dürftigen
Renaissanceformen ausgestattet ist. Der Hauptbau zieht sich in
beträchtlicher Entfernung nordwärts hin, in zwei Stockwerken
mit schlicht behandelten Fenstern und bekrönt mit Giebeln,
welche die Form der Frührenaissance in ziemlich kunstloser
Weise und in geringem Stuckmaterial zeigen. (Fig. 228). Links
springt ein Seitenflügel vor, im 17. Jahrhundert (1682) mit einer
Freitreppe, die am Hauptbau angelegt ist, und einer oberen, ehe-
mals offenen Loggia auf toskanischen Säulen ausgestattet. Dieser
Flügel endet mit einem breiten pavillonartigen Bau, der dmch
aufgesetzte Giebel im Charakter des Hauptbaues sich malerisch
darstellt. Die lange Front des letzteren wird durch zwei Erker,
der eine auf Säulen, der andere auf Consolcn ruhend, etwas be-
lebt. Ungefähr in der Mitte führt ein Portal zu einer Wendel-
treppe, die indess nach aussen nicht hervor-tritt. Alle diese
Theile gehören, sowie die oben erwähnte Kapelle zu den um
1567 durch Fürst Joachim Ernst ausgeführten Bauten. Während
der ganze Bau kunstlos in Backstein mit Stucküberzug errichtet
ist, sind die Erker in rothem Sandstein mit Laubornament, Figuren
von Tugenden und kräftig vorspringenden Köpfen in guter, wenn
auch keineswegs hervorragender Arbeit geschmückt.
Zur Rechten schliesst sich an den Hauptbau eine hölzerne
Verbindungsbrücke nach dem sogenannten „ Eulenspiegel", dem
ursprünglichen Donjon des Schlosses. Er ist rund, in primitiver
Art aus Feldsteinen aufgemauert, mit späteren Gicbelaufsätzen
versehen. An diesen schliesst sich rechts eine bis zum vorderen
Eingang laufende Mauer, die den äusseren Vorhof vom innern