Kap-
Obersachsen.
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Blätter der Frühzeit. Die beiden Wappen des Fürstenthums und
der Stadt schmücken die Attika, darüber ein zweiter Aufsatz mit
dem Reichsadler und der Kaiserkrone, abgeschlossen von einem
Giebel, in dessen Feld ein Imperatorenkopf. Die übrigen Portale
sowie die Fenster des ansehnlichen Gebäudes zeigen die spät-
gothische Form.
Das Rathhaus hat 1610 und 1611 an der langen, dem
Markt zugekehrten Facade vier stattliche Giebel mit Pilastern
und derben Voluten erhalten, zugleich ein Portal in kräftigen
Barockformen. Werthvoller sind die beiden hohen Backstein-
giebel der Schmalseiten in reichen gothischen Formen vom Jahre
1481. Im Innern enthält der grosse Vorsaal des oberen Stock-
werks, zu welchem auch hier eine Wendeltreppe führt, an der
einen Schmalseite eine spätgothische Holzvertäfelung, darin ein
mittelmässiges Portal vom Jahre 1611.
In der Nikolaikirche ist das Epitaphium Johanns II
(T 1551) eine geringe Steinmetzen-Arbeit in unreifen Frührenais-
sanceformen, ursprünglich völlig bemalt. Das Taufbecken, ein
Broncewerk der Spätrenaissance, etwas stumpf im Guss, aber
von ansprechender Oomposition, namentlich der Deckel reich
mit Engelügürchen, Engelköpfen, Masken und Volutenwerk ge-
schmückt.
Unbedeutend ist der Privatbau; das beste ein noch gothisches
Haus am Markt vom Ende des 15. Jahrhunderts, in kräftiger
Holzschnitzerei mit Figürchen von Aposteln und andern Heiligen
an den Holzconsolen. Hier wie in Dessau merkt man an dem
Fachwerkbau die Nähe des Harzes mit seiner reichen Holzarchi-
tektur. Die Anhaltische Gruppe bildet daher den Uebergang zu
Niedersachsen. Zwei Häuser am Markt zeigen den Holzbau in
einfachen Renaissanceformen. Ein kleines Steinportal der üblichen
Anordnung mit Seitennischen, am Markt No. 25, beweist in seiner
Jahrzahl 1687 das lange Andauern traditioneller Gewohnheiten.
Zwei prächtige Wasserspeier mit schönen schmiedeeisernen
Stangen, ebenda No. 24, zeugen von der Tüchtigkeit des Kunst-
gewerbes.
Am dürftigsten ist die Ausbeute in Cöthen. Das Schloss,
von weitem durch seine Kuppelthürme verlockend, zeigt sich in
der Nähe als ein armseliger Putzbau, der in drei ausgedehnten
Flügeln einen grossen Hof umgiebt. Der Eingang liegt in dem
westlichen Hauptgebäude, von welchem nördlich und südlich die
Seitenflügel rückwärts auslaufen, jeder mit einem polygonen
Treppenthurm ausgestattet. Alles aber, sowie die stark zerstörten
Portale ohne erhebliche Bedeutung. Die schönen Baumgruppen,