842
Buch.
III.
Renaissance -in Deutschland.
in Berlin kennen lernten, wurde wie es scheint in Dessau beim
Schlossbau verwendet. Kraftvolle Nischen mit Sitzsteinen bilden
die Einfassung beider Portale; energisch vorspringendes Gebälk
mit Triglyphenfiies ruht auf Akanthusconsolen; der Schlussstein
des Bogens ist mit weit vorragendem Kopfe geschmückt, und der
elegante attikenartige Aufsatz, von einem Giebel bekrönt, enthält
die fürstlichen Wappen. Es sind Arbeiten einer freien vollendeten
Meisterschaft, leider das östliche Portal in unbegreiflicher Weise
fast vollständig verwittert. Durch den nüchternen Umbau, welcher
gerade diese Theile fast vollständig getroffen hat, ist Alles be-
seitigt worden, was ehemals diesem Baue sein reiches Gepräge
gab; namentlich die Bogengänge und Altane, welche zur Ver-
bindung der einzelnen Gemächer angeordnet waren und dem
Hofe ehemals einen ungemein malerischen Charakter verliehen.
Auch die prächtige Ausstattung des Innern, von welcher berichtet
wirdf) ist fast völlig verschwunden. Bemerkenswerth scheint
nur ein grosses gewölbtes Zimmer im Erdgeschoss mit kräftig
barocker Stuckdekoration. In den Ecken ruhen die Gewölbrippen
auf Consolen in Gestalt fratzenhafter hockender Teufel von bur-
lesker Phantastik.
Die Stadt enthält nicht viel Bemerkenswerthes an älteren
Privatbauten. In der Schlossstrasse N0. 1 sieht man ein zier-
liches Portal mit Seitennischen und reichgegliedeiter Archivolte,
nach Art der Dresdner Portale. Aehnliche noch an mehreren
Häusern, z. B. in der Schlossstrasse und der Zerbsterstrasse
N0. 34. Mehrere Giebelhäuser der beginnenden Barockzeit in
letztgenannter Strasse No. 41 und 42, auch einige Fachwerkbautcn,
z. B. ebenda No. 40, aber ohne Bedeutung. Ein reicheres Holz-
haus in der Schlossstrasse N0. 12, vom Jahre 1671, doch auch
dies nicht von hervorragendem Werth.
Das Rathhaus von 1563 zeigt einfache Anlage und schlichte
Ausführung, an der Faoade wie zu Leipzig mit polygonem Treppen-
thurm versehen und durch zwei hohe schlichte Giebel mit Pilas-
tern und Voluten charakterisirt. Rechts vom Treppenthurm ein
kräftig gegliedertes Portal mit Sitznischen vom Jahr 1601.
In Zerbst tritt die Renaissance in früher spielender Form
an dem Gebäude der Bürgerschule auf. Das Hauptportal
gegen den Markt, vom Jahre 1537, zeigt eine phantastische Com-
position ohne organischen Aufbau, aber mit sehr zierlicher Deko-
ration. Die einfassenden Säulchen haben noch die geschweifte
Candelaberform, das Pflanzenwerk zeigt die krautartig krausen
350
1) Beckmann IlL