Kap
Obersachsen.
839
Von den Bauten Johann Casimifs nenne ich zunächst das
Regierungsgebäude, ein im Ganzen unbedeutendes Werk vom
Anfang des 17. Jahrhunderts, nur durch zwei hübsche Erker mit
Fürstenbildnissen und Consolenfriesen ausgezeichnet. Aehnlieher
Art das Gymnasium, 1605 gestiftet, und das Zeughaus, immer-
hin tüchtige Bauten der Schlussepoche, in Sandstein ausgeführt,
doch ohne feineres Gefühl oder höhere architektonische Conception.
In der Moritzkirche sind einige Grabdenkmaler zu nennen.
Zunächst mehrere Bronzeplatten, darunter die sehr gediegen aus-
geführten Johann Friedrichs des Mittleren, der 1595 in der Ge-
fangenschaft zu Steier starb, und seiner Gemahlin Elisabeth, die
ihm um ein Jahr vorausging und, wie die Grabschrift sagt, in ihres
Herrn Custodia zu Neustadt in Oesterreich verschied. Aehnlich, aber
viel roher die Denkplatte Johann Casimifs (T 1633). Das grosse
Epitaphium, in Alabaster ausgeführt und völlig bemalt, ist ein
hoher schon sehr barocker, bunt überladener altarartiger Bau.
Anhalt.
Die anhaltinischen Länder gehören durch den Charakter ihrer
Renaissancewerke zur obersächsischen Gruppe, obwohl sie zugleich
gewisse Einflüsse des benachbarten niedersächsischen Gebietes
empfangen. Letztere bestehen namentlich in einzelnen Beispielen
jenes künstlerisch ausgebildeten Holzbaues, den wir in den" Harz-
gegenden antreifen werden.
Den werthvollsten Rest aus unsrer Epoche besitzt Dessau
an dem westlichen Flügel des herzoglichen Schlosses. Das Ge-
bäude umfasst an drei Seiten einen rechtwinkligen Hof, hat aber
im östlichen und südlichen Flügel eine charakterlose moderne
Umgestaltung in den Zeiten des nüchternen Kasernenstils erfahren.
Neuerdings wird dem Mittelbau ein grossartiges Treppenhaus in
Formen des Friedrichsbaues von Heidelberg vorgesetzt. Dagegen
ist der ganze westliche Flügel ein werthvolles Werk der beginnen-
den Renaissance, zu den frühesten in Deutschland gehörend; denn
3,11 der Giebelseite, die mit schweren Frührenaissancebögen ab-
gestuft ist, enthält ein Wappen den Doppeladler und die Inschrift:
Carolus V. Romanorum imperator 1530. Die Pilaster, Welche hier
und an der Hofseite das obere Stockwerk gliedern, scheinen einer
modernen Restauration anzugehören. In der Mitte dieses Flügels
baut sich im Hof die Hauptstiege vor (Fig. 227), in einem polygenen
Thurme angelegt, zu welchem von beiden Seiten Freitreppen empor-
führen, deren Podest sich als rechtwinklige Altane um das Stiegen-