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IlI. Buch.
Renaissance.
Deutschland.
in
sonst, namentlich an den Rundthürmen, (von denen der eine über
der Einfahrt B,) Einflüsse der Renaissance zeigt. Der Theil J K,
welcher ehedem die grossartigen Küchenräume enthielt, ist abge-
rissen; seine Grundmauern dienen jetzt als Terrasse, von wo sich
eine anmuthige Aussicht bietet.
Der interessanteste, künstlerisch bedeutendste Theil ist jener
französische Bau, der durch seine strenge Fensterarchitektur mit
den einfach gegliederten Giebeln auch dem Aeussern des Schlosses
ein stattliches Ansehen verleiht. Der Charakter der Formen er-
innert in der That an französische Bauten.
Ueber die Ornamentik der Erker, die von sehr verschiedenem
Werth, ist noch folgendes zu bemerken: der Erker D zeigt ausser
einem schönen Friesornament mit Vögeln in der ionischen Ord-
nung des ersten Stocks meist Embleme des Kriegs, der Erker
E aber Embleme der Jagd, des Fischfangs etc., wie auch bei
D trotzige Kriegergestalten, bei E Nixen und andere weibliche
Figuren in den Ornamentflächen eine Hauptrolle spielen. An dem
einen Erker liest man die Jahrzahl 1562.
Die innern Räume enthalten Weniges von künstlerischer Be-
deutung; die Thüren haben derbe, nüchterne Einfassungen; in
den Zwickeln sind einige gute Medaillon-Porträtköpfe. Die noch
vorhandenen Kamine sind im Verhaltniss zum Aeussern roh be-
handelt; das Deckgesimse von plumpen Consolen oder Hermen
getragen. Im übrigen sind die Räume verputzt und schmucklos.
Eine grossartige Anlage ist die Veste zu Coburg, gegen
Ende des 15. Jahrhunderts begonnen, grossentheils noch mit reichen
gothischen Dekorationen, im Hof ein malerisches offenes Treppen-
haus mit drei Stockwerken, sehr gut in Holz geschnitzt. Ein
Prachtstück der spätesten Renaissance ist das sogenannte Horn-
zimmer, ein ganz mit Täfelwerk und zwar in farbig eingelegter
Arbeit" geschmückter Saal. Zwischen barocken Pilastern sieht
man reiche ügürliche Darstellungen an den Wänden. Am schönsten
aber ist die Decke mit ihren kraftvoll gegliederten Balken und
Kassetten, sammtliche Felder mit feinen Ornamenten dekorirt.
Dies Prachtzimmer gehört zu den durch Johann Oasimir (seit 1596)
ausgeführten Werken 1). Derselbe Fürst hat auch die Stadt mit
mehreren ansehnlichen Bauten geschmückt und die an Stelle des
früheren Barfüsserklosters errichtete Ehrenburg 1612 durch den
italienischen Baumeister Bonallino umgestalten lassen (seit 1816
modernisirt.)
1) Abbildungen bei Pnttrich, II.
Abth.
Band.