Kap"
Obersachsen.
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Exekution gegen Johann Friedrich den Mittleren (1567) wurde
das durch ihn erbaute Schloss Grimmenstein eingenommen und
geschleift und an seiner Stelle später das jetzt vorhandene mit
dem Namen Friedenstein erbaut. Es ist ein gewaltiges Viereck,
vorn und auf beiden Seiten von den Hauptgebauden eingeschlossen,
der Hof von derben Pfeilerarkaden auf allen vier Seiten unrzogen,
die an der Rückseite mit einer Plattform abgeschlossen und in
der Mitte mit einem Portal durchbrochen sind, das den Blick und
den Austritt in den Park frei lasst. Vom alten Grimmenstein
stammt nur das Portal der Kapelle, unter den Arkaden links vom
Eingang, datirt von 1553. Es hat die grösste Verwandtschaft mit
dem Portal der Schlosskapelle zu Torgau, ähnliches Laubwerk
im frischen Stil der Frührenaissance und in den Ranken ebensolche
Engelfiguren. Die Einfassung mit barocken Voluten gehört dem
Umbau des 17. Jahrhunderts.
In der Kunstkammer, bisher im Schloss aufbewahrt, ist
Manches an werthvollen Werken der deutschen Kleinkunst: zier-
liche Trinkgefässe, Becher und Pokale, ein Globus mit herrlichem
Untersatz, astronomische Instrumente, schöne Uhren, Glasgefässe
und Schmelzarbeiten, vor Allem aber das kleine angebliche Brevier,
in Wirklichkeit aber ein fürstliches Stammbuch des 16. Jahr-
hunderts, eins der köstlichsten Juwele deutscher Goldschmiede-
kunst, dort natürlich dem Benvenuto Oellini zugeschrieben, in
Wahrheit aber, wie aus der Art der Technik und den künst-
lerischen Formen hervorgeht, das Werk eines ausgezeichneten
deutschen Meisters. Aus massivem Golde ist der Deckel gearbeitet,
mit Diamanten, Rubinen, Smaragden und Schmelzwerk geschmückt,
dazu in fein getriebener Arbeit auf der Vorderseite die Anbetung
der Hirten und die vier Evangelisten, auf der Hinterseite die
Auferstehung und die vier evangelischen Frauen, auf dem Rücken
die Erschaffung der ersten Menschen und der Sündenfall. Das
köstliche kleine Buch, etwa zwei Zoll breit und 21A Zoll hoch,
ist aus dem Besitze der Grossherzoge von Mecklenburg-Schwerin
durch Schenkung nach Gotha gekommen und für das Kunstkabinet
erworben worden.
Weiter nordwärts bis gegen den Rand des Harzes sind nur
unbedeutende Arbeiten der Renaissance zu verzeichnen. In
Nordhausen ist das Rathhaus ein äusserst schlichter Bau von
1610, die Giebel in Fachwerk ohne künstlerischen Schmuck. Die
Fenster und die grosse Bogenhalle, mit welcher sich das Erdge-
schoss gegen den Markt öffnet, zeigen das mittalterliche Kehlen-
K11 gler, Geseh. d. Baukunst. V. 53