Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in 
Deutschland. 
ordnung umrahmt; dabei ist merkwürdig-erweise mittelst Durch- 
führung des Kämpfergesimses die Bogenöftnung als Fenster eines 
Mezzaninstockes benützt. Der Fries der Hauptordnung trägt als 
Inschrift: Gloria in excelsis etc. Das Stockwerk darüber zeigt 
eine feine Pilasterarchitektur mit verdoppelter Axenzahl. Die 
Fenster sind einfach umrahmt. Die weiteren Stockwerke scheinen 
später hinzugefügt. Das Innere unbedeutend. 
Ausser diesen Häusern findet man häufig das oben be- 
schriebene Portal Wiederkehrend; auch der Giebelabsehluss des 
Jenaer Rathhauses mit kunstreicher Uhr gehört in die Renais- 
sanceperiode. 
Das Wenige, was Gotha an Renaissancebauten besitzt, zeugt 
nicht gerade von einer bedeutenden künstlerischen Thätigkeit, 
reiht sich indess den Arbeiten der benachbarten Orte an und 
dient zur Vervollständigung des Bildes. Das Rathhaus ist ein 
lang-gestrecktes Rechteck, mit hohem Giebel an der schmalen 
Nordseite gegen den Markt, mit viereckig-cm Treppenthurm an 
der Südseite. Die Facade von 1574 hat später eingreifende Um- 
gestaltungen durch Vorgesetzte Stuckpilaster erfahren. Das Portal 
aber mit seinen Seitennischen, darüber ein Aufsatz mit dem 
Wappen, zu beiden Seiten unförmliche Delphine, entspricht der 
Behandlung, wie wir sie in Erfurt und Weimar fanden. Auch 
der hohe Giebel mit seinen barocken Voluten und ihrem phan- 
tastischen figürlichen Schmuck ähnelt den gleichzeitigen Erfurter 
Bauten. Den Abschluss bildet ein durchbrochener Bogen mit der 
Uhrglocke, darauf als Krönung eine kleine Rittertigur. Schön ist 
an der oberen Galerie des Thurmes das zierliche schmiedeeiserne 
Gitter; ausserdem über einem modernisirten Portal der westlichen 
Langseite ein fein gearbeitetes Wappen, von zwei Löwen gehalten. 
Eine schlichte Wendeltreppe führt um einen achteckigen Pfeiler 
im Thurm zum oberen Geschoss, welches eine grosse lange Vor- 
halle enthält;  
Ein etwas einfacheres Portal im Charakter des Rathhauses, 
ebenfalls mit Nischen und Sitzsteinen, hat das Gebäude der Post 
am Markt. Mehrfach finden sich noch ähnliche Pforten. Etwas 
abweichend ist die Behandlung des Portals am Eckhaus der 
kleinen Erfurter Gasse und des Marktes von Jahr 1563. 
Ueber der Stadt erhebt sich an der Südseite auf weit hin- 
schauendem Hügel die kolossale aber ziemlich nüchterne Anlage 
des Schlosses Friedenstein, im Wesentlichen dem 1646 durch 
Ernst den Frommen ausgeführten Neubau angehörig. Bei der
	        
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