832
III. Buch.
Renaissance in
Deutschland.
ordnung umrahmt; dabei ist merkwürdig-erweise mittelst Durch-
führung des Kämpfergesimses die Bogenöftnung als Fenster eines
Mezzaninstockes benützt. Der Fries der Hauptordnung trägt als
Inschrift: Gloria in excelsis etc. Das Stockwerk darüber zeigt
eine feine Pilasterarchitektur mit verdoppelter Axenzahl. Die
Fenster sind einfach umrahmt. Die weiteren Stockwerke scheinen
später hinzugefügt. Das Innere unbedeutend.
Ausser diesen Häusern findet man häufig das oben be-
schriebene Portal Wiederkehrend; auch der Giebelabsehluss des
Jenaer Rathhauses mit kunstreicher Uhr gehört in die Renais-
sanceperiode.
Das Wenige, was Gotha an Renaissancebauten besitzt, zeugt
nicht gerade von einer bedeutenden künstlerischen Thätigkeit,
reiht sich indess den Arbeiten der benachbarten Orte an und
dient zur Vervollständigung des Bildes. Das Rathhaus ist ein
lang-gestrecktes Rechteck, mit hohem Giebel an der schmalen
Nordseite gegen den Markt, mit viereckig-cm Treppenthurm an
der Südseite. Die Facade von 1574 hat später eingreifende Um-
gestaltungen durch Vorgesetzte Stuckpilaster erfahren. Das Portal
aber mit seinen Seitennischen, darüber ein Aufsatz mit dem
Wappen, zu beiden Seiten unförmliche Delphine, entspricht der
Behandlung, wie wir sie in Erfurt und Weimar fanden. Auch
der hohe Giebel mit seinen barocken Voluten und ihrem phan-
tastischen figürlichen Schmuck ähnelt den gleichzeitigen Erfurter
Bauten. Den Abschluss bildet ein durchbrochener Bogen mit der
Uhrglocke, darauf als Krönung eine kleine Rittertigur. Schön ist
an der oberen Galerie des Thurmes das zierliche schmiedeeiserne
Gitter; ausserdem über einem modernisirten Portal der westlichen
Langseite ein fein gearbeitetes Wappen, von zwei Löwen gehalten.
Eine schlichte Wendeltreppe führt um einen achteckigen Pfeiler
im Thurm zum oberen Geschoss, welches eine grosse lange Vor-
halle enthält;
Ein etwas einfacheres Portal im Charakter des Rathhauses,
ebenfalls mit Nischen und Sitzsteinen, hat das Gebäude der Post
am Markt. Mehrfach finden sich noch ähnliche Pforten. Etwas
abweichend ist die Behandlung des Portals am Eckhaus der
kleinen Erfurter Gasse und des Marktes von Jahr 1563.
Ueber der Stadt erhebt sich an der Südseite auf weit hin-
schauendem Hügel die kolossale aber ziemlich nüchterne Anlage
des Schlosses Friedenstein, im Wesentlichen dem 1646 durch
Ernst den Frommen ausgeführten Neubau angehörig. Bei der