Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
Obersachsen 
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Einiges findet sich auch in den Kirchen. Im Dom ein grosses 
Wandepitaph vom Jahr 1576 im südlichen SeitenschiE, altarartig 
aufgebaut, im Stil schon sehr barock, dabei reich polychromirt 
das Monogramm des Meisters E. G. Aus derselben Zeit ein 
Doppelgrab, ebendort, bezeichnet H. F. Sodann noch ein Epitaph 
am östlichen Ende desselben Seitenschiifs, von ähnlicher Oompo- 
sition und Ausführung. Weiter gehört hierher der Taufstein von 
1587, mit Figuren von Tugenden zwischen phantastischen Hermen 
und Karyatiden, ausserdem sehr reich mit Metallornamenten ge- 
schmückt. Um den Taufstein erhebt sich auf sechs ionischen 
reich dekorirten Säulen mit Goldornamenten auf blauem Grund 
ein grosser phantastischer Baldachin, über dem Gebälk mit hoher 
Kuppel aus durchbrochenen Rippen bekrönt, auf den Ecken 
schlanke Pyramiden, in der Mitte oben ein riesiger-Obelisk, der 
bis an's Gewölbe reicht, alles dies reich dekorirt und bemalt, 
neuerdings hergestellt, von phantastisch barocker Wirkung. 
Feiner und zierlicher ist die Kanzel in der Severikirche, 
ein elegantes Werk von 1576. 
In Jena 1) finden sich zwei vollständige Renaissancehäuser 
von auffallend strenger Architektur. Der sogenannte Burgkeller, 
dicht neben der Stadtkirche gelegen, ist ein Giebelbau von be- 
scheidenen Dimensionen. Etwas seltsam wirkt der zwiebelförmige 
Abschluss des Hauptgiebels wie auch des Dacherkers über dem 
Pultdach der Nebenseite. 
Vor die etwas in die Ecke gedrückte Hauptpforte legt sich 
eine kleine Freitreppe. Die Architektur dieser Pforte zeigt die 
in Jena wie in ganz Thüringen häufige Form: rundbogiges Portal 
mit abgeschrägter Leibung, in deren vertikaler Fläche meist mit 
Muschelwölbung geschmückte Nischen mit runden Steiusitzen 
angebracht sind; die gebogene Fläche der Leibung ist durch reiche 
Profilirung mit Eierstab, Zahnschnitt, kleinen _Consolen gegliedert. 
(vgl. oben Fig. 216.) Die Fensteröünungen zeigen hübsche Detail- 
bildung, sämmtlich mit geradlinigem Giebelabschluss. In wohl- 
berechneter Steigerung lichten sich, bei stets reicherer Umrahmung 
der Fenster, die Mauermassen. Die weiten Oeifnungen des ober- 
sten Hauptstocks werden durch schlanke ionische Säulchen ge- 
theilt, dessgleichen die Oeffnung des Dacherkers auf der Neben- 
seite durch eine dorische Zwergsäule. 
Das zweite Haus, wenige Häuser in der nächsten Gasse ent- 
fernt, zeigt eine fast italienische Fagadengliederung. Im untern 
Stockwerk zwei stattliche Bögen, von einer toskanischen Pilaster- 
1) Dies nach {Notizen von Herrn Architekt Ludwig Naher,
	        
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