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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
beachtenswerth ist. Die Pilaster, welche das Portal einfassen,
sind wie der Fries mit hübschen Ranken geschmückt; die Zwickel-
felder enthalten die Köpfe von Christus und Paulus in Medaillons.
Die übrigens einfache Fagade erhält durch einen polygonen im ersten
Stock ausgebauten Erker einige Belebung. Ein schönes Eisengitter
füllt das Oberlicht über der Thür. Im Flur sieht man zwei pracht-
voll gearbeitete Säulen aus späterer Zeit.
Ein zierliches Werk ist der am Aeussern der Michaelis-
kirche angebrachte Grabstein des Melchior Sachse und seiner
Frau, durch den Sohn wahrscheinlich nach den1 Tode der letztern
(1553) errichtet. Die Gestalten der Verstorbenen werden von
einem eleganten Renaissancerahmen auf kannelirten toskanischen
Pilastern umschlossen. Die Arbeit ist in sicherer Meisterschaft
durchgeführt. Ganz in der Nähe, Michaelisstrasse No. 38, das
ansehnliche Haus dieser Familie, vom Jahr 1565. Ein Portal mit
Ecknischen, von ionischen Halbsäulen eingefasst, die Archivolte
mit facettirten Quadern gegliedert, in den Zwickelfeldern zwei
Medaillonköpfe, ähnlich wie bei dem Haus am Anger, im Fries
der Spruch: „Was Gott bescheert bleibt unerwert." Darüber ein
Aufsatz in Form einer Aedicula, von korinthischen Säulchen ein-
gefasst und mit Giebel geschlossen, darin die Wappen von Melchior
Sachse und Elisabeth Langen. Zwei riesige ügelte Dephine
bilden auf beiden Seiten eine barocke Einrah g. Die Ecke
des Hauses ist originell als kräftige Rusticasäule mit toskanischem
Kapitäl behandelt. Die Fenster haben noch durchweg das mittel-
alterliche Kehlenprofil. Ein kleinesHaus neben der Michaelis-
kirche besitzt ein stattliches Portal von 1561, gleich den übrigen
mit Seitennischen und fein gegliederter Archivolte, eingefasst von
korinthischen Säulen. Am Fries die Inschrift: "Gott spricht es,
so geschieht es. llgen Milwicz, Anna Schwanflogelin." Dabei in
den Zwickelfeldern trefflich behandelte Wappen. Die Fenster des Erd-
geschosses haben ebenfalls korinthische Säulchen als Einfassung,
derb facettirte Quader am Fries und kleine Giebel als Krönung.
Den Abschluss der Epoche bildet eins der reichsten und
elegantesten Häuser dieses Stiles, das Haus zum Stockfisch in der
Johannisstrasse, vom Jahr 1607. Zwei stattliche Portale (Fig.
224) in kräftig barocken Formen und ein Erker schmücken die
ziemlich breite Facade. Die Hausthür zeigt trelfliches Schnitz-
werk, die Einfassung zu beiden Seiten wieder die beliebten
Nischen. Ganz prachtvoll ist aber die Belebung der Flächen
durch eine Rustika, deren Quader abwechselnd glatt oder mit
feinen tlachbehandelten Bandornamenten geschmückt sind. Im
Hausflur ein kräftiges von ionischen Säulen eingefasstes Portal.