Thüringen.
In den thüringischen Landen tritt, mit Ausnahme von Erfurt,
kein städtisches Gemeinwesen in dieser Epoche selbstthätig her-
vor. Wohl aber ist Manches von fürstlichen Bauten zu melden,
mit welchen die sächsischen Herzoge und Kurfürsten ihre zahl-
reichen Residenzen geschmückt haben. Doch finden wir darunter
keine Schöpfung ersten Ranges. Das für unsre Betrachtung Er-
hebliche mag kurz erwähnt werden.
Von dem alten Schloss zu Weimar ist zunächst der runde
Thurm, freilich mit späterem Aufbau, erhalten. Mit ihm verbunden
einige ältere Theile, unregelmassig und unbedeutend, mit Ausnahme
eines ziemlich ansehnlichen Bogenportales, dessen schräge Lai-
bung mit Ornamenten der Frührenaissance umfasst wird; (c. 1530
entstanden). Ebenso der krönende Aufsatz mit dem Wappen, zu
dessen Seiten Delphine angeordnet sind. Die gewölbte Eingangs-
halle führt zu einer ganz schlichten Wendeltreppe. Die Giebel
dieses Baues, mit einfachen Bogenabschlüssen und dürftigen Lise-
nen gegliedert, gehören derselben Frühzeit. Ein Modell auf der
grossherzoglichen Bibliothek giebt eine Anschauung des alten
Baues vor dem Brande von 1618. 'Herzog Johann Ernst begann
1619 den Neubau, welcher dann 1790-1803 durch den modernen
Umbau grösstentheils beseitigt wurde. Aus diesen Zeiten stammt
das Rothe Schloss, welches mit seinen Portalen und Giebeln den
beginnenden Barockstil, aber ebenfalls ohne höheren künstlerischen
Werth vertritt.
Auch sonst bietet die Stadt für Renaissance nicht viel Be-
deutendes. Am Interessantesten ist das Cranachhaus am Markte,
um 1526 entstanden und mit dem Wappen des Meisters geschmückt.
Es hat im Erdgeschoss der unregelmassigen Facade ein System
von grossen Bogenölifnungen im Charakter spielender Frührenais-
sance, mit dünnen kandelaberartigen Säulchen, üppigem breit ge-
zeichnetem Lanbwerk und mancherlei figürlichen Elementen deko-
rirt. Die schrägen Seitenwände der Bogenöffnungen zeigen die be-
liebten Muschelnischen mit Sitzsteinen. Die ebenfalls abgeschrägten
Archivolten, die Zwickeliiächen und die horizontal abgestumpften
krönenden Giebel haben reiches Lanbwerk. Mit der modernen
Ladeneinrichtung hat eine Restauration dieser Theile stattgefunden,
welche sich dem Charakter des Ursprünglichen gut anschliesst.
Die Fenster der Facade, unregelmässig vertheilt, zeigen mittelalter-
liche Kehlenproiile, der obere Abschluss wird durch zwei aufge-
setzte Giebel bewirkt, die in nüchterner Weise mit dürftigen