Kap. XV.
Obersachsen.
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Das Ganze durch eine Attika mit Rundfenster und Volutenornament
gekrönt.
In ähnlicher Weise ist auch der westliche Flügel geschmückt,
namentlich ziehen hier viele steinerne Wappen das Auge auf
sich.
Die Südseite des Schlosshofes wird nun von der Domkirche
mit ihren steilen Giebeln und Thürmen eingenommen, und so bil-
det dieser Hof ein Ganzes von grandiosen Dimensionen und un-
gemein malerischer Wirkung. Denkt man sich dazu die ehemalige
Bemalung (von welcher zahlreiche Spuren namentlich am Nord-
ilügel über den Fenstern etc. zeugen), so muss dieser Hof ehedem
einen prachtvollen Eindruck gemacht haben.
Gegenwärtig zeigt das Mauerwerk überall grosse Einfachheit.
Nur an den Portalen und den Erkern giebt sich die reiche Deko-
rationsweise der Spätrenaissance mit ihren Metallornamenten zu
erkennen. Diese Theile stammen offenbar vom Ausgange des 16.-
oder Beginn des 17. Jahrhunderts. .Als Architekt nennt sich
Simon Hofmann, vielleicht ein Sohn jenes in Halle thatigen Meisters.
Das Hauptstück der Dekoration ist im Innern die prachtvolle, in
einem polygonen 'l'reppenhaus angelegte Wendelstiege, ähnlich
der schönen Treppe in Göppingen an der Unterseite völlig mit
Ranken, Masken, Wappen und allerlei Figürlichem in fein be-
handelten Reliefs bedeckt. Das Treppenhaus schliesst mit ele-
gantem Sterngewölbe in spättgothischen Formen, daran die Inschrift:
Herr Johann von Kostitz Domprobst. Eine zweite Treppe, kaum
minder reich geschmückt, ist an der Unterseite völlig mit Orna-
menten in dem bekannten Charakter von Metallbeschlagen bedeckt.
Zu erwähnen ist noch der originelle, dreiseitige Ziehbrunnen.
Auf kräftiger Brüstung öffnet sich nach drei Seiten je ein Bogen,
von dorischen Säulen mit reichgeschmücktem verkröpftem Gebälk
umrahmt; drei Bügel, feurige bewegte Seepferde tragend, wölben
sich darüber zusammen; den gemeinschaftlichen Schlussstein
krönt ein Neptun mit dem Dreizack. Zwischen den Seepferden
über den Bogenaxen ist je ein Wappen mit reicher Umrahmung.
Bei barockem Detail hat das Ganze eine ungemein lebendige Sil-
houette und trägt den Stempel einer üppigen phantasievollen
Epoche. (Abgeb. in den Studienbl. des Arch. Ver. am Polyt. in
Stuttgart.)
Im Dom bezeichnet die Kanzel (e. 1526), ein im Wesent-
lichen spatgothisches Werk, reich mit Reliefs in Holz" geschnitzt,
in einzelnen Renaissance-Elementen den Eintritt des neuen Stils,