822 III. Buch. Renaissance in Deutschland.
sich (am Nordflügel in weiteren, am Ost- und Westflügel in
engern Zwischenräumen) über dem durchlaufenden Hauptgesimse
bis zur Firsthöhe erheben, in drei Stockwerke getheilt, deren
Verjüngungen durch Voluten und Obelisken vermittelt sind, oben
mit geradlinigem Giebel geschlossen. _
Die Hauptstockwerke zeigen grosse rechteckige Fenster,
durch Steinkreuze getheilt, oder, wie hauptsächlich im Hof,
Fenster mit vorhangartigem, aus drei einwärts gekrümmten Seg-
menten gebildetem Abschluss. Diese in den sächsischen Gegenden
beliebte Form gehört dem Ausgang des Mittelalters an. In der
That wurde das Schloss grösstentheils in jener Epoche durch
den Bischof Thilo von Trotha (T 1514) errichtet.
Im Uebrigen sind die äussern Facaden völlig schmucklos.
Um so reicher gestaltet sich der innere Schlosshof Zu den in
die südwestliche und südöstliche Ecke sich legenden mittelalter-
lichen Thürmen der Domkirche gesellt sich in der nordöstlichen
Ecke ein imposanter Treppenthurm mit kräftigem Consolengesimse
und stattlichem Helm, die Facade fast um die doppelte Höhe
überragend. Ein hübsches Portal (mit einer Umrahmung korin-
thischer Ordnung; in der einfachen mit Voluten geschmückten
Attika das erste schiefe Treppenfenster) führt in das Innere des
Thurmes, an den sich längs des östlichen Flügels ein von üppigem
Grün überwachsener terrassenartiger Vorbau lehnt. In der Mittel-
axe des folgenden Giebels springt ein durch die zwei Hauptstock-
werke und das erste Giebelstockwerk reichender Erker vor, auf
frei hängenden gothischen Rippen ruhend, oben durch eine Attika
mit Rundfenstern und Voluten abgeschlossen. In der südöstlichen
Ecke baut sich aus dem zweiten Hauptstock ein langer bedeckter
hölzerner Balkon auf Steinconsolen heraus. Die zum Theil sehr
grossen Fenster dieses ganzen Ostflügels zeigen fast alle stich-
bogigen Abschluss.
Ein reiches Portal bezeichnet die Mitte des nördlichen Flügels,
dessen unterster Stock an zwei andern Portalen noch mittelalter-
liehen Einfluss verräth. Die umrahmenden dorischen Säulen auf
Stylobaten tragen über ihrem Gebälk die Statuen des h. Laurentius
mit dem Rost" und des Evangelisten Johannes, zwischen beiden
als krönenden Abschluss das bischöfliche Wappen, kräftig um-
rahmt, von Löwen gehalten. Alles ist reich decorirt, der obere
Theil des Säulenschaftes cannelirt, doch sind die Details etwas
schwulstig; das Ganze hat sehr gute Verhältnisse. In ähnlichem
Geschmack ist der stattliche Erker dieses Flügels auf reich ge-
schmückter Unterkragung, im ersten Stock rustik mit dorischer
Ordnung, im zweiten ionische Pilaster auf stehenden Consolen.