Kap.
Obersachsen.
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Uebrigen herrscht grosse Einheit der Dekoration, und es ist er-
staunlich, wie an einem so ausgedehnten Werk das dekorative
Talent und. die Erfindungsgabe nimmer erlahmt. Dass man die
Ausführung auf verschiedene Hände vertheilen musste, ist begreif-
lich; manches ist von vorzüglicher Feinheit, nur das Figürliche
zum Theil von geringerem Werth. Dass aber die Stadt neben
den grossartigen Arbeiten in der Marktkirche noch ein solches
Werk zu gleicher Zeit fördern konnte, ist ein schöner Beweis für
ihren Monumentalsinn und wohl auch für ein besonders reges
religiöses Leben.
Merscburg.
Dieser uralte Bischofssitz bewahrt in dem mächtigen S chloss
ein grossartiges Zeugniss der Fürsten, die hier residirt. Mit
seinen drei Flügeln umfasst es einen weiten viereckigen Hofraum,
dessen vierte nach Süden gelegene Seite der Dom begrenzt und
Zwar derart, dass die westlichen Facaden des Schlosses und des
Domes in derselben Flucht liegen!)
Die nordwestliche Ecke des Schlosses ist von einem mit
Bäumen bepflanzten Hof umgeben, um den sich kleinere Wirth-
sehaftsgebäude gruppiren. Man betritt diesen Hof vom Domplatz
aus durch ein stattliches Portal in kräftiger Bossagenarchitektur
mit etwas barockem Aufsatz (das Merseburger Wappen von Löwen
gehalten). Durch einen verhältnissmässig; kleinen Durchgang ge-
langt man von da in den imposanten innern Schlosshof. Hier
steht auch der alte schwarze Käfig, in welchem der historische
Merseburger Rabe gefüttert wird.
Vor den letzten Giebel der Westfacade legt sich ein schlan-
ker hoher Treppenthurm, dessgleichen einer vor den mittleren
Giebel der Nordfacade. Die letztere ist gegen den Schlossgarten
gerichtet, in dessen Axe -ein stattlicher Colcnnadenbau aus späterer
Zeit steht. Eine bepflanzte Terrasse mit prächtiger Aussicht liegt
V0? der nach dem anmuthigen Saale-Thal blickenden Ostfagade,
die im Verein mit den schlanken Thürrnen des Schlosses und der
mittelalterlichen vierthürmigen Domkirche vom jenseitigen Fluss-
ufer aus ein ungemein malerisches Bild gewahrt.
Die Architektur des Aeussern wie auch des innern Schloss-
hofes ist wesentlich bedingt durch die hohen Giebel, Welche
Q Werthvolle Notizen
Archltekt Ludwig Neher.
über
Vgl.
das Nachfolgende
Seemann's D. Ren.
verdanke
Heft 14.
ich
Herrn