Obersachsien.
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Zurück. Das Rathhaus ist ein geringerer Bau spätgothischei-
Zeit. Die Loggia des Mittclbaues errichtete 1558 der uns schon
bekannte Nikolaus Hofmanvz. Im Innern zeigt der obere Vorsaal
tüchtig gegliederte Balkendccken mit Kassettirunggen, die Balken
in mittelalterlicher Weise ausgekehlt; ausserdem ein steincrnes
Portal in Frührenaissanceform, einfach, mit Pilastern und muschel-
gefülltem Bogengiebel. Sodann ein schöner Schrank mit eingelegter
Arbeit, architektonische Prospekte darstellend. Wichtiger ist die
neben dem Rathhaus liegende Stadtwaa ge, jetzt als Schule dienend,
ein stattlicher Stcinbau mit sehr reichem Portal aus guter Re-
Ilaissancezeit, 1573 bis 1581 entstanden!) In der Dekoration des
Portals, an den Schäften der dorischen Pilaster, an Bogenzwickeln,
dem Fries und Aufsatz herrscht ein schön gezeichnetes Laubwerk
Vor, namentlich im Fries Akanthusranken mit spielenden Putten,
an den Zwickeln zwei kräftige Köpfe in Hochrelief weit heraus-
Sehauend, die Archivolte selbst facettirt, endlich an den Posta-
lnenten Löwenköpfe. Ein kleines Pförtchen für Fussganger
daneben hat Seitennischen mit Muschelwölbung. Ursprünglich
erhielt die Facade ein reicheres Gepräge durch zwei im ersten
Stock vorgekragte Erker, die man auf der Abbildung bei Dreyhaupt
noch sieht. Im Innern führt ein mächtiger flachgedeckter Flur
Zll einer schönen Wendeltreppe mit gekehlter Spindel, sodann zu
einem weiten Hofe, dessen rechter Flügel in charaktervollem
Fachwerk gebaut, mit tief gekehlten Balken und elegant ge-
schnitzten Consolen aufgeführt ist.
Ein vereinzeltes Beispiel der Frührenaissance ist das Eckhaus
am Markt und der Kleinschmiedenstrasse, auf beiden Seiten mit
hohem Giebel, dessen Voluten sammt den Friesen blos durch
Einkerbungen wirksam belebt sind. Der Bau mag zu jener Gruppe
V0n Hausern gehören, welche Hans von Schönitz am Markt auf-
führen liess. Aus der mittleren Zeit stammt das Haus an der Ecke
der Grossen und Kleinen Steinstrasse, mit einem ausgekragten
Tllnden Erker, der freilich jetzt halb verbaut ist, aber an der
Brüstung noch elegantes Rankenwerk zeigt. Die übrigen Privat-
bauten gehören hier erst der Schlusszeit an und sind weder an
Zahl noch an künstlerischer Bedeutung hervorragend. Eine Aus-
nahme macht das grosse Prachtportal in der Leipzigerstrasse N o. 6,
datirt vom Jahr 1600. Es hat auf den Seiten Sitznischen mit
Muschelwölbungen und'öfi'net sich mit einem grossen reich und
derb ornamentirten Bogen; darüber Hermen, die das Gesimse
tragen, in den Zwickeln die liegenden Gestalten von Sonne und
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"Dreyhaupt, I1
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